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Foto: Reuters/Bourg

Wien - "Es ist genug Impfstoff da, mehr als wir brauchen", beruhigte Univ.-Prof. Dr. Christian Vutuc vom Institut für Krebsforschung der Universität Wien in Sachen Pocken. Der Wiener Epidemiologe spricht sich gegen Massenimpfungen aus: Man hat es mit einem Vakzin zu tun, das "Probleme machen kann". Zum anderen geht es um eine Krankheit, "die es nicht gibt". Die Seuche wurde ja 1977 weltweit ausgerottet.

Das Vakzin stammt von Baxter (ehemals Immuno). Es wurde neu produziert: Im Gegensatz zu früher, als der Impfstoff von zuvor infizierten Tieren abgenommen wurde und daher bis zu einem gewissen Grad mit Bakterien verseucht war, hat man jetzt Zellkulturen angelegt - "eine qualitative Verbesserung", so der Experte. Österreich bezieht insgesamt drei Millionen Dosen.

Sondergenehmigung

Wegen der allfälligen "Bedrohung" und der Notwendigkeit eines schnellen Reagierens im Ernstfall wurden offenbar auch übliche Sicherheitskriterien für den Impfstoff außer Kraft gesetzt: Das Vakzin wurde nicht dem üblichen Zulassungsverfahren unterworfen, das hätte zu lange gedauert, sondern mit einer Sondergenehmigung zugänglich gemacht. Erfahrungswerte über mögliche Nebenwirkungen wie Hirnhautentzündungen gibt es daher noch nicht. "Resultate der klinischen Prüfung der zweiten Generation (des Impfstoffs, Anm.) werden im Sommer vorliegen", sagte Dr. Hubert Hrabcik vom Gesundheitsministerium.

Zum anderen liegen wie bei jedem Lebensimpfstoff Kontraindikationen vor. Menschen mit Immunkrankheiten, beispielsweise HIV, können nicht geimpft werden. Bei Schwangeren "muss das Risiko individuell bewertet werden". "Ich persönlich würde sofort impfen, wenn die Patientin mit einem Infizierten direkten Kontakt gehabt hat", sagte Vutuc.

"Gewisser Schutz

In Österreich ist bis Ende der siebziger Jahre gegen Pocken geimpft worden. "Alle, die einmal geimpft worden sind, haben unter Umständen einen gewissen Schutz. Der Erfahrung nach ist zumindest der Krankheitsverlauf ein leichterer", so Vutuc. Der Experte schätzt, dass rund 35 Prozent der heutigen Bevölkerung keine Impfung mehr verabreicht bekommen haben.

Warum stehen gerade Pocken derzeit als mögliche "Bio-Waffen" so hoch im "Kurs"? Auf der Liste des "dreckigen Dutzends", der gefährlichsten biologischen Kampfstoffe, stehen neben dem Pockenvirus noch weitere Stoffe von Anthrax über Pest bis Influenza-Viren. Gegen Anthrax und Pest helfen "normale" Antibiotika. Bei den "Blattern" ist das anders. "Gegen Pocken gibt es keine gezielte Therapie, außer der Schutzimpfung, die bis vor einem Jahr noch nicht verfügbar war", sagte Hrabcik. Zudem ist die Seuche ausgerottet, bei anderen, aktuellen Krankheiten hingegen sind die Ärzte eher "up to date". (APA)