Wien - Die Welt des Reisens befindet sich im Umbruch. Die Pauschalreise verliert an Bedeutung, Billigflüge gehen wegen der steigenden Kerosinpreise zurück und naheliegende Reiseziele werden beliebter. Zu diesem Ergebnissen kam die Studie "Die Zukunft des Reisens - Abschied von der Ferne" des Beratungsunternehmens Arthur D. Little.

"Die Attraktivität eines Reiseziels hängt künftig weniger von der Zahl der dorthin zurückgelegten Kilometer ab, sondern vom Nimbus der jeweiligen Destination" , erklärt Steffan Höffinger, Geschäftsführer von Arthur D. Little Österreich. Die Studie zeigt, dass "Cool Cities" wie Hamburg, Amsterdam und Barcelona eine Renaissance erleben. "Früher standen diesen Städte mehr im Kontext des Arbeitsplatzes, heute werden sie auch touristisch interessant" , so Höffinger und ergänzt: "Die Destinationen in der Nähe werden wieder cool und hip."
Ein weiterer Grund für die Liebe zur Nähe sind die steigenden Kerosinpreise. "Die Reisen mit Billig-Fluglinien werden zurückgehen, denn sie können die günstigen Angebote nicht mehr aufrechterhalten" , sagt Höffinger. Er glaubt, dass es künftig vermehrt zu einem Wettbewerb zwischen Fortbewegungsmitteln kommen wird. "Bahn- und Schiffsreisen werden wieder populärer" , so Höffinger.

Geändertes Profil

Auch das Profil eines Reisenden hat sich laut der Studie verändert: Während im 20. Jahrhundert Pauschalreisen bevorzugt wurden, stehen im 21. Jahren "die multimedialen Bedürfnisse" , wie Studien-Co-Autor Michael Zintel erklärt, im Vordergrund - Einkaufen, Erholung, Essen und Entertainment sollen gleichzeitig an einem Urlaubsort erledigt werden können. Zudem wachse auch die Transparenz im Markt. "Durch die Hotelbewertungen im Internet steigt auch die Macht der Konsumenten."
Die Reisenden ändern sich auch demografisch. Denn sie werden älter, der Anteil der über 60-Jährigen steigt ständig. Die Kunden werden "hybrider" , das heißt, sie sind bei ihren Reisen geizig und verschwenderisch zugleich. Ein Beispiel dafür: Ein Kunde bucht einen Billig-Flug und einen Aufenthalt in einem Fünf-Sterne-Hotel. Die Durchschnittsreise verliert an Bedeutung: So steigen die Reisen im Wert von über 3000 Euro stark an, aber ebenso die Billig-Reisen.

Aufgrund des starken Wirtschaftswachstums in der Region steigt der Anteil der asiatischen Reisenden. Weltweit gab es in den Jahren von 2005 bis 2007 ein weltweites Reise-Wachstum von 5,6 Prozent, Asien (mit Pazifik) steht mit einem Plus von 10,2 Prozent an der Spitze. Schon heute stellen Asiaten über 20 Prozent der interkontinentalen Touristen, bis 2020 wird dieser Anteil auf über 30 Prozent steigen. Vor allem die chinesischen Gäste nehmen zu. "Die Chinesen werden die Japaner zahlenmäßig in Kürze überholen" , prognostiziert Höffinger. "Auch die indischen Besucher werden immer interessanter."
Der Tourismusmarkt wird weiter wachsen, jedoch flacher: Seit dem Jahr 2000 stiegen die weltweiten Umsätze um sieben Prozent, pro Jahr, bis 2020 werden 4,3 Prozent jährlich prognostiziert. (hie, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.7.2008)