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Carlos Sastre und sein Gelbes ganz entspannt.

Foto: Reuters

Saint-Étienne - Bernhard Kohl ist nach der Hatz hinauf nach L'Alpe d'Huez am Donnerstag also doch wieder aufs Rad gekommen. Und der 26-jährige Niederösterreicher, der sich nicht zuletzt durch außergewöhnliche Regenerationsfähigkeit auszeichnet, kam locker nach Saint-Ètienne, wo die 18. Etappe nach 196,5 Kilometern mit dem Sieg von Marcus Burghardt (Columbia) endete. Der Deutsche sprintete den Spanier Carlos Barredo (Quick-Step) nieder.


Die beiden waren die Besten einer Fluchtgruppe, die das Geschehen bestimmen durfte, weil die Spitzenleute rasten wollten. Das Feld, also auch Kohl im Bergtrikot und der Spanier Carlos Sastre im gelben Trikot, kam mit knapp sieben Minuten Rückstand an. Schwer zu Sturz kam bereits in der Anfangsphase Damiano Cunego. Der verletzte Italiener kämpfte sich mit Hilfe seiner Mannschaftskollegen mit über 20 Minuten Rückstand ins Ziel.

Kohl hatte sich am Start recht frisch gefühlt und fand später, als die Ausreißergruppe weg war, eine "perfekte Rennsituation" vor. "Da war es hinten im Feld relativ einfach. Meine Teamkollegen haben mich perfekt aus dem Wind gehalten", erklärte der Wolkersdorfer.

Entscheidung im Zeitfahren

Am Freitag geht es zwischen Roanne und Montluçon (165,5 km) nochmals durch hügeliges Gelände, ehe am Samstag zeitgefahren und die Tour entschieden wird. "Ich wollte in Paris auf das Podest, mit dem Bergtrikot werde ich dieses Ziel erreichen" , sagte Kohl, der auch neue Kraft aus den Gratulationen der ehemaligen Bergkönige Laurent Jalabert und Richard Virenque schöpfte.Dass er Gesamtdritter bleiben kann, glaubt er nicht mehr. "Das ist nicht realistisch, dazu sind Cadel Evans und Denis Mentschow im Zeitfahren einfach zu stark."

Für etwas Aufregung im Feld sorgte am Donnerstag allein das Büro für die öffentliche Gesundheit in Vizille, rund 150 Kilometer vor dem Ziel. Beamte durchsuchten das Auto Johnny Schlecks, des Vaters der CSC-Profis Andy und Fränk Schleck.
Johnny Schleck, einst Domestik der Tour-Sieger Luis Ocana und Eddy Merckx, ist für einen Sponsor tätig und fährt VIP-Gäste auf den Etappen. Verbotene Substanzen wurden bei ihm nicht gefunden.

Großer Wurf von Evans?

Cadel Evans geht als Favorit in den Kampf gegen die Uhr. "Im Vorjahr ging ich mit zwei Minuten Rückstand auf Alberto Contador ins abschließende Zeitfahren. Jetzt liege ich wieder hinter einem Spanier - mit 1:34 Minuten", sagte der zurückhaltend wirkende Australier. 2007 fuhr der in der Schweiz am Neuenburger See lebende Lotto-Profi  bis auf 23 Sekunden an Contador heran und wurde in Paris Zweiter. Heuer ist dem 31-Jährigen mindestens eine ebenso starke Aufholjagd zuzutrauen, er wäre der erste Tour-Sieger seines Landes.

Der Weg des einstigen Mountainbike-Weltcupsiegers in die Elite der Straßen-Profis war steinig. Nach ersten Siegen bei der Österreich-Rundfahrt 2001 (Kitzbüheler Horn und Gesamtwertung) trug er ein Jahr später überraschend im Giro d'Italia das Rosa Trikot, das er aber wegen eines Einbruchs auf der letzten Bergetappe einbüßte.

2003 hatte er im Team Telekom mehrfach Pech: Evans brach sich in einer Saison dreimal das Schlüsselbein. Mit dem Argument, sein Fahrstil bedeute ein gewisses Sicherheitsrisiko, nahm ihn sein damaliger Teamchef Walter Godefroot 2004 nicht mit zur Tour de France. Stattdessen gewann der Profi aus dem australischen Outback zum zweiten Mal die Österreich-Rundfahrt.Nach dem Wechsel zum Lotto-Rennstall ging es steil bergauf. Evans gewann 2005 seine erste Etappe bei der Tour und wurde Gesamt-Achter. (APA, sid, red)

Ergebnisse 18. Etappe, Bourg d'Oisans - St. Etienne (196,5 km):

1. Marcus Burghardt (GER) Columbia 4:30:21 Std. - 2. Carlos Barredo (ESP) Quick Step, gl. Zeit - 3. Romain Feillu (FRA) Agritubel +3:33 Min. - 4. Christophe Le Mevel (FRA) Credit Agricole, gl. Zeit - 5. Mikel Astarloza (ESP) Euskaltel +3:35 - 6. Samuel Dumoulin (FRA) Cofidis 6:39 - 7. Cyril Dessel (FRA) AG2R - 8. Roman Kreuziger (CZE) Liquigas - 9. Leif Hoste (BEL) Silence-Lotto - 10. Andy Schleck (LUX) CSC-Saxo Bank, alle gl. Zeit. - 11. Oscar Freire (ESP) Rabobank 6:50. Weiter: 22. Cadel Evans (AUS) Silence-Lotto - 36. Fränk Schleck (LUX) CSC-Saxo Bank - 37. Carlos Sastre (ESP) CSC-Saxo Bank - 42. Bernhard Kohl (AUT) Gerolsteiner, alle gl. Zeit - 118. Bernhard Eisel (AUT) Columbia 7:07