Wien - Viele Extrembergsteiger hielten eine Bergung aus der "Todeszone" auf mehr als 5300 Meter Höhe lange Zeit für unmöglich. In den letzten Jahren kam es im Himalaja-Gebirge aber immer wieder zu spektakulären Rettungsaktionen.


Im Mai 2007 finden der amerikanische Bergsteiger David Hahn und seine Sherpa, die Nepalesin Usha Bista, 500 Meter unter dem Gipfel des 8850 Meter hohen Mount Everest bewusstlos im Schnee liegend. Das Mädchen, das von seiner Gruppe einfach zurückgelassen wurde, leidet zu diesem Zeitpunkt an einer schweren Form der Höhenkrankheit und atmet kaum noch. Die beiden fassen sich ein Herz und schleppen die Bergsteigerin nach Verabreichung einer Injektion in einem, auch für sie selbst lebensgefährlichen, stundenlangen Abstieg über die tückische Südflanke ins nächste Lager hinunter, wo Ärzte sie stabilisieren können.


Gerlinde Kaltenbrunner und ihr Mann, Ralf Dujmovits, retten 2005 ihrem Gefährten Hirotaka Takeuchi auf 7000 Metern das Leben, nachdem er ein gefährliches Hirnödem erlitten hat. Kaltenbrunner, die ausgebildete Krankenschwester ist, versorgt den Mann über Nacht mit Medikamenten gegen die Höhenkrankheit. Am nächsten Morgen führen sie den Japaner wieder zurück hinunter Richtung Basislager.


Die Erstbesteiger der 8091 Meter hohen Annapurna im Jahr 1950, die Franzosen Maurice Herzog und Louis Lachenal, ziehen sich beim Abstieg so schwere Erfrierungen zu, dass sie von ihren Gefährten über äußerst schwieriges Gelände getragen werden müssen. Noch auf dem Rückmarsch amputieren ihnen Ärzte erfrorene Zehen und Finger.


Eine der spektakulärsten Rettungen ist die Bergung des Amerikaners Beck Weathers im Zuge des bekannten Everest-Dramas von 1996 mit zwölf Toten in einer Saison, bekannt aus Jon Karakauers Bestseller "In eisige Höhen". Wea-thers wird von den Rettungskräften bereits für tot gehalten, weil er mit schwarzen, erfrorenen Händen und Gesicht bewusstlos im Schnee liegt. Aus eigener Kraft schleppt er sich aber Stunden später ins nächste Lager, wo er von Mitgliedern der damals ebenfalls anwesenden Imax-Expedition auf 6000 Meter gebracht wird. Ein Helikopter der nepalesischen Armee fliegt Beck Weathers und die ebenfalls gerettete Japanerin Makalu Gau im Zuge einer der höchsten Hubschrauber-Rettungen der Geschichte vom Gletscher in Sicherheit. (Martin Grabner, DER STANDARD - Printausgabe, 25. Juli 2008)