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Das Codeknacker-Zentrum Bletchley Park droht zu zerfallen. Das Archivfoto zeigt einen Schauspieler in deutscher Uniform, der im Bletchley Park Museum die Verwendung der Enigma-Maschine vorführt.

Foto: REUTERS/Alessia Pierdomenico

London - Mehr als 100 britische Akademiker haben die Regierung in London am Donnerstag aufgefordert, den Verfall des weltbekannten Codeknacker-Zentrums Bletchley Park aufzuhalten. In dem Landsitz, der auch Station X genannt wurde, arbeiteten im Zweiten Weltkrieg britische Kryptoanalytiker erfolgreich daran, die geheime Kommunikation der deutschen Wehrmacht zu dechiffrieren.

Heute sei Station X in einem "beklagenswerten fürchterlichen Zustand", kritisierten die Wissenschafter in dem Brief, den sie der "Times" übermittelten. "Als Nation können wir es uns nicht erlauben, diesen einzigartigen Bestandteil des britischen Erbes und des Erbes der ganzen Welt derartig zu vernachlässigen." Für den 70 Kilometer von London entfernten Landsitz Bletchley Park müsse "eine solide Finanzierung gewährleistet werden, wie für andere großartige Museen auch".

Enigma

Die Forderung wird auch von Thronfolger Prinz Charles unterstützt, der sich zu einem Besuch von Station X angesagt hat. Den "Codebreakers" war seinerzeit mit Hilfe der englischen Dechiffriermaschinen "Colossus" und "Bombe" gelungen, was viele Experten für schier unmöglich erklärt hatten: Sie deckten die Verschlüsselungsmethode der Enigma-Maschine auf, die nicht nur von den Streitkräften, sondern auch von den Geheimdiensten und dem Außenministerium Deutschlands eingesetzt wurde.

Für die Streitkräfte der Alliierten waren die Erkenntnisse der britischen Kryptoanalytiker von unschätzbarem Wert. Premierminister Winston Churchill lobte sie seinerzeit scherzhaft als "die Gänse, die goldene Eier legen, ohne dabei zu gackern". Station X gilt zudem als eine Wiege der britischen Computerindustrie. (APA/dpa)