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Uniformierte am olympischen Gelände.

Foto: Reuters

Wien - Roman Hagara/Hans Peter Steinacher können bei Olympia in Peking mit dem dritten Tornado-Gold in Folge Geschichte schreiben. Obwohl die mehrfachen Welt- und Europameister im fast 600 Kilometer entfernten Qingdao um eine Medaille segeln, machte sich Steuermann Hagara in den Tagen vor der Abreise angesichts der umfassenden Sicherheitsvorkehrungen seine Gedanken über Olympia in China. "Man empfindet es fast wie eine Festung. Das ist eigentlich nicht das, was olympische Spiele sein sollten", bedauerte Hagara.

Gezählte acht Mal seit 2005 waren die beiden Perfektionisten Hagara/Steinacher in Qingdao, um das anspruchsvolle Segelrevier vor der ehemaligen deutschen Kolonie mit seinem auch abseits von Algen und Nebel komplizierten Wellenbild in den Griff zu bekommen. Dabei sind die "Goldenen" von Sydney und Athen auch zu China-Kennern geworden. Und obwohl sie während der Spiele im modernen Qingdao und dort im später zum Intercont-Hotel umgewandelten "schönsten Olympia-Dorf je" (Steinacher) geradezu luxuriös wohnen werden, fliegt Hagara am 31. Juli auch mit einem "unguten" Gefühl zur "Operation Gold" nach China.

"Kriegsvorbereitungen"

Grund ist die fast schon an "Kriegsvorbereitungen" erinnernden Sicherheitsmaßnahmen der Chinesen, die wegen der Terror-Angst in der Nähe des Pekinger Nationalstadions angeblich sogar Boden-Luft-Raketen installiert haben sollen. "Olympia sollte eigentlich friedlich sein, während der Spiele sollten die Waffen niedergelegt werden. Dort aber ist es genau umgekehrt", gestand der 42-jährige Hagara, dass ihn ein mulmiges Gefühl beschlichen habe. "Ich war schon bei vielen Spielen, aber so ein riesiges Polizei- und Militär-Aufgebot habe ich noch nie gesehen. Das sind die geschlossensten Spiele, die ich je erlebt habe."

Etwas Entspannung ist dafür im Vorfeld in die Thematik gekommen, wie weit die Sportler bei ihren Äußerungen zu heiklen China-Themen wie Tibet gehen dürfen. "Es gibt dazu Richtlinien. Jeder darf sich frei äußern, vielleicht halt etwas besonnener als sonst", so Hagara. "Aber es obliegt jedem Sportler, was er zu dem Thema sagt. Bei uns kann sich jeder Athlet äußern wie er will."

Chemie-Großeinsatz gegen Algenproblem

Das mulmige Gefühl ist aber nicht der Grund, warum Hagara im Gegensatz zu Fahnenträger Steinacher am 8. August nicht von Qingdao zur Eröffnung der Spiele nach Peking fliegt. Vielmehr findet am darauffolgenden Tag die Vermessung der Boote im demnächst eröffneten Olympia-Hafen statt. Indirekt ist Hagara aber mit seinem Kollegen bei der Eröffnung im "Vogelnest". Es war eine Anregung des Wieners, dass in Peking die ÖOC-Funktionäre erst nach den Sportlern einmarschieren.

Mit etwas Glück werden Österreichs Segler das Olympia-Revier im gelben Meer demnächst nicht mehr wiedererkennen. Angeblich wollen die Chinesen dieser Tage dem massiven Algenproblem mit einem Chemie-Großeinsatz beikommen, nachdem der Einsatz zehntausender Menschen keinen Erfolg gebracht hat. Zuletzt waren Hagara/Steinacher im Training wegen der über die ganze Küste reichenden Algenplage (Steinacher: "Ein Quadratmeter wuchs über Nacht zu einem Fußballfeld") sogar gekentert. "Es war ganz und gar nicht so wie in den Medien berichtet wurde, dass es algenfrei sei", wundert sich Hagara heute noch.

Sollte es ähnliche Probleme auch bei den Spielen geben, würde der Kampf um Gold wohl zur Farce werden. "Speziell auf dem kleinen Finalkurs wäre das unfair und ein Riesenproblem. Wenn du da in ein Algenfeld fährst, ist es vorbei", hoffte Hagara bis zuletzt, dass die Veranstalter das Problem in den Griff bekommen. (APA)