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Leere Hallen und leere Konferenzen. Zuerst wollte man die "normalsterblichen" BesucherInnen nicht mehr, nun vermisst man die Atmosphäre.

Foto: REUTERS/Phil McCarten

Kaum eine Woche nach dem Ende der ehemals größten und wichtigsten Spielemesse der Welt häufen sich nun die Beschwerden und die Kritik an der Veranstaltung. Leere Hallen, schlecht bis gar nicht besuchte Konferenzen, keinerlei wichtige Neuankündigungen und außer SpielejournalistInnen keine BesucherInnen.

Ungerechtfertigte Kritik

Die Kritik hochrangiger Branchenvertreter nach der Spielemesse E3 2008 in Los Angeles scheint allerdings gänzlich ohne Selbstkritik auszukommen. So werden zwar Beschwerden über die Veranstalter laut, dass die Hersteller selbst aber schon seit geraumer Zeit die "normalsterblichen" BesucherInnen von der Konferenz weghaben wollten wird verschwiegen.

Leere Gänge und Hallen

Die BesucherInnen, die nur an Goodies interessiert waren, galten in den letzten Jahren als unliebsame Gäste. Allerdings scheinen die Hersteller vergessen zu haben, dass es sich bei den meist männlichen Teenies um ihr Hauptzielpublikum handelte. Nun über leere Hallen zu schimpfen, entbehrt nicht einer gewissen Komik.

Der Journalist als Witzfigur

John Riccitiello, Chef von Electronic Arts meinte nach der Veranstaltung: "Ich hasse die E3 in dieser Form." "Die E3 in diesem Jahr war schrecklich. Früher kam die Welt zur E3. Jetzt war es wie eine Klempnertagung", meinte Laurent Detoc, Boss der amerikanischen Niederlassung von Ubisoft. "Das Konzept ist kaputt, es ist teuer, die Botschaften sind verwässert, die Kunden werden ignoriert", äußerte sich der Spieledesigner Dave Perry. Die durch die Hallen ziehenden Gruppen internationaler Journalisten wurden in Blogs als "Regimente von Witzfiguren" bezeichnet.

Ohne Spiele keine Show

Dabei vergessen die Hersteller aber auch, dass ohne neue Titel keine Show zu machen ist: das mittlerweile vierte Jahr mit den Ankündigungen zu Spore, eine Preissenkung der Xbox 360 und Nintendos Pressekonferenz ohne Zelda und Mario - dafür bedarf es wahrlich keiner Reise nach Los Angeles.

Entschuldigung

Wenigstens hatte Nintendo-Boss Saturo Iwata ein paar Tage später eine weise Einsicht und entschuldigte sich: "Die Pressekonferenz tut uns leid, insbesondere denen gegenüber, die von Nintendo Super Mario oder Legend of Zelda erwartet haben." Die anderen Hersteller zeigten sich weniger einsichtig und verständnisvoll: Sony kam am ehesten damit in die Medien, dass sich Microsoft nun auch "Final Fantasy 13" von Square Enix gekrallt hatte. Eine PS3 mit 80-GB-Festplatte und die Möglichkeit Videos über das Playstation Network zu beziehen, sind eben nicht die wahren Bringer. Alle anderen namhaften Hersteller waren nicht mal ein Schatten ihrerselbst. Wo früher die Gurus der Spielebranche ein Stelldichein feierten, durften B- und C-Prominente über die kommenden schwachen Titel ihre einstudierten Reden ablassen.

Leipzig?


Viele Hersteller warenauch gar nicht im Convention Center zu finden, sondern luden die Journalisten in den angrenzenden Hotels zu Showcases ein. Auch hier blieben die Kracher aus. Auch 2009 wird die E3 in dieser Form und wie geplant stattfinden. Viele EntwicklerInnen kündigten Einblicke in große Titel in Leipzig an. Mittlerweile darf man solche Ankündigungen mit Vorsicht genießen, was in Leipzig zu sehen sein wird, steht noch in den Sternen. Immerhin dürfen zur deutschen Messe auch die SpielerInnen in die Hallen. So ist wenigstens Leben garantiert. Wie lange noch, weiß aber auch niemand - denn auch die Games COnvention in Leipzig wird wohl in dieser Form nicht mehr so oft zu erleben sein. Vielleicht schließt man sich ja in Europa dem US-amerikanischen Vorbild an und macht eine Spielemesse ohne SpielerInnen, ohne Highlights und am besten weit weg vom Schuss.(red)