Paris - Bestattungen und daran teilnehmende Trauergäste haben Aussagekraft und manchmal auch Konsequenzen. Auch der kürzlich verstorbene Yves Saint Laurent hatte seinen späteren Geschäftspartner und Lebensgefährten Pierre Bergé bei jener von Christian Dior 1957 kennengelernt.

Bei seinem eigenen Begräbnis gaben Teilnehmer wie Bernard Arnault, sein Luxusgüterimperium umfasste bis 2002 die Mehrheit am Auktionshaus Phillips de Pury, und François Pinault, zu seinem Imperium zählt neben dem Modehaus YSL auch Christie's, Insidern Anlass zur Spekulation. Mit dem nötigen Vermögen hatten Yves und Pierre im Laufe der Jahre eine Kunstsammlung aufgebaut, die für den Markt ein echter Knaller werden könnte.

Saint Laurent hatte zeitlebens enge Kontakte zur Kunstbranche, war mit Andy Warhol befreundet, ebenso spendete er etwa für die Renovierung der britischen Nationalgalerie in London. Keine Frage, die Sammlung ist von erlesenem Geschmack, umfasst moderne Kunst - hier etwa auch zwei YSL-Porträts von Warhol und kubistische Arbeiten von Pablo Picasso - ebenso wie Alte Meister und qualitätsvolles Mobiliar. Insgesamt, so schätzt man, soll sie einen Wert von 500 bis 600 Millionen Dollar haben.

Seit vergangener Woche steht fest, sie wird im Februar 2009 versteigert - von Christie's. Interessant insofern, als Pierre Bergé - seit 2002 selbst Inhaber eines Auktionshauses und einer zugehörigen Niederlassung in Brüssel - bereits vor dem Tod des Modezaren in Vorverhandlungen mit Sotheby's stand. Eine Verteilung der Güter auf die passenden Marktplätze New York und London soll im Raum gestanden sein. Als Auktionshaus musste zweifellos ein Global Player mit entsprechendem Kundenstamm am Ruder sein.

Jetzt machen Christie's und das Auktionshaus Pierre Bergé & Associetés gemeinsame Sache. Keine der beiden Parteien ist derzeit bereit, Details bekanntzugeben. Zu den offenen Punkten gehört etwa noch die Frage der Räumlichkeiten des Events. Jene von Christie's sind zu klein, Bergé versteigert in Ermangelung von Platz stets im Hôtel Drouot, und auch die Schauräume der 2002 gegründeten Fondation Pierre Bergé Yves Saint Laurent haben für dieses Spektakel nicht das entsprechende Fassungsvermögen.

Als Christie's-Vizepräsident François de Ricqlès noch zu den selbstständigen Auktionatoren gehörte, war das Maison de la Chimie beim Invalidendom und in unmittelbarer Nähe des letzten Domizils von Yves sein bevorzugtes Territorium. Denn Paris ist als Versteigerungsort fix, vermutlich auch wegen der drohenden Exportschwierigkeiten, denen nur mit großzügigen Schenkungen an den Staat beizukommen wäre. Der tatsächliche Grund für eine Versteigerung dürfte aber die Erbschaftsteuer sein. Bergé und Saint Laurent waren offiziell als Lebenspartner durch einen sogenannten Solidarischen Zivilvertrag verbunden und Haupterbe Pierre wird riesige Summen an den Fiskus zahlen müssen. (ogw, kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.7.2008)