Im Ranking der zehn höchsten Auktionsergebnisse in Deutschland stellt Villa Grisebach zur Halbzeit die vier ersten Positionen. Spitzenreiter wurden die Kinder am Hafen von August Macke (1914), die man entsprechend der Erwartungen für netto 1,8 Millionen Euro an einen norddeutschen Sammler abgab. Zwei weitere Bestergebnisse lieferte das Haus für Max Beckmann, dessen Grauer Strand für 900.000 Euro in den Schweizer Handel ging sowie für dessen Geschwister (780.000).

Der Londoner Handel übernahm ebendort Camille Pissaros Match de Cricket à Bedford Park für 1,3 Millionen. Micaela Kapitzky, Geschäftsführerin der Villa Grisebach, bewertete diese Abendauktion Ende Mai als "die erfolgreichste in der Geschichte des Hauses, sowohl von der Verkaufsquote als auch von den Umsatzzahlen her". Im Vorfeld hatte sich der Schätzwert für die Offerte auf 9,2 Millionen Euro belaufen, am Ende notierte man ein Total von brutto 15,5 Millionen. Im Gegensatz dazu konnten andere Häuser zur Halbzeit noch nicht an die Erfolge von 2007 anknüpfen. Ketterer (München) hielt noch 2007 mit Emil Noldes Nadja (2,15 / 2,58 Mio.) die Spitzenposition. In diesem Frühjahr schaffte man für eine auf 120.000 Euro taxierte Modigliani-Zeichnung einen Zuschlag von 360.000 Euro, kam damit aber bei weitem nicht an das Topergebnis vom Vorjahr heran. Hauswedell & Nolte (Hamburg) hatte bereits im Juni letzten Jahres die Zweimillionengrenze durchbrochen. Aktuell liegt der Spitzenwert bei 360.000 Euro für Gabriele Münters Dorfkirche von Riedhausen bei Murnau.

Lempertz hatte sich 2007 mit einem Jahresumsatz von 52 Millionen Euro an der ersten Stelle der deutschen Versteigerer platziert und besetzte zur Halbzeit mit drei Topergebnissen ebenso viele Plätze unter den Top Ten, Vergleichbares gelang dem Kölner Auktionshaus in den ersten sechs Monaten nicht. Neumeister (München) bot seine hochwertigsten Lose Anfang Juli im Rahmen seiner Jubiläumsauktion "50 Jahre Neumeister". Hier konnte das Hauptlos, eine auf 800.000 bis 1,2 Millionen Euro geschätzte Madonna mit Kind von Tilman Riemenschneider vorerst nur unter Vorbehalt versteigert werden: Das Gebot in der Auktion blieb mit 400.000 Euro ebenso unter dem Limit, wie die anschließend nachgebesserten 600.000 Euro. Der endgültige Verkauf ist noch Gegenstand von Verhandlungen.

Überraschungen lieferte das Stuttgarter Auktionshaus Nagel mit Asiatika, ägyptischer Kunst und russischem Kunstgewerbe. Bei moderaten Schätzpreisen sicherte man sich drei Top-Ten-Plätze: An einen englischen Privatkunden aus England reichte man etwa einen Cloisonné-Emaillepokal für 410.000 Euro weiter, für eine Bronzefigur des Guandi, taxiert auf 40.000 Euro, setzte sich ein Neukunde aus dem Ausland mit 400.000 Euro durch. (Bettina Krogemann / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.7.2008)