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Festspiel-Politik: Molterer, Fischer, Kinder in Tracht

FOTO: APA /HBF/Dragan TATIC

Bregenz - Bundespräsident Heinz Fischer hat am Mittwoch zur Mittagsstunde die 63. Bregenzer Festspiele eröffnet. An der Eröffnung, die zeitversetzt in ORF 2 und 3sat übertragen wurde, nahmen neben Bundespräsident Fischer auch Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Vize-Kanzler Wilhelm Molterer, sowie zahlreiche Regierungsmitglieder und Bundesratspräsident Jürgen Weiss teil. Nach der Begrüßung durch Festspielpräsident Günter Rhomberg brachte Kulturministerin Claudia Schmied in ihrer Rede Ernst Krenek, Karl V. und die Europa-Idee in Verbindung. Im Anschluss hielt Bundespräsident Fischer seine Eröffnungsrede.

Macht und Demokratie

Fischer machte das Motto der Festspiele "Macht und Musik" zum Thema und betonte den Wert der Demokratie. Macht sei ein besonderes Phänomen. "Einerseits ist klar, dass keine Gesellschaft ohne Macht auskommen kann - selbst, wenn sie das wollte. Andererseits aber wissen wir, welch große Gefahr im Missbrauch von Macht liegt", sagte Fischer. "Macht gleicht einer Medizin, die richtig dosiert nützlich und sogar unverzichtbar sein kann, in Überdosierung aber rasch das Gegenteil bewirkt und letzten Endes sogar tödlich sein kann - wie wir aus der Geschichte wissen", so der Bundespräsident. Demokratie sei zweifellos das erfolgreichste Konzept, mit dem Phänomen Macht vernünftig umzugehen, Macht habe aber nun einmal die Tendenz zur Akkumulation "und Demokraten müssen immer wieder bereit und gewillt sein, dieser Akkumulation Grenzen zu setzen", meinte Fischer. Dass das Konzept der Demokratie nicht fehlerfrei sei und "jeden Tag aufs Neue mühsam erarbeitet" werden müsse, "das ist uns allen ebenso bewusst, wie die Tatsache, dass im steten Bemühen um Demokratie und Demokratisierung einander Erfolge und Misserfolge immer wieder abwechseln".

Das Programm der Bregenzer Festspiele biete viele Anlässe und Möglichkeiten, über das Problem der Macht im Allgemeinen und über das Verhältnis von Macht und Musik im Besonderen nachzudenken. Er wünsche sich, dass möglichst viele Besucher die Gedanken aufnehmen, die mit der Themensetzung der Festspiele verbunden seien, sagte Fischer.

Europäisches Kultur-Ereignis

Kulturministerin Schmied stellte das "Projekt Europa" in den Mittelpunkt ihrer Rede. "Die Europäische Union, die freiwillige und bewusste Verbindung von 27 Ländern, entspricht der Vision eines Ernst Krenek. Sie ist die einzig sinnvolle Antwort auf die Geschichte Europas vom 16. Jahrhundert des Karl des V. bis zu jener der 1930er- und 1940er-Jahre", betonte Schmied. Die Europäische Union sei die Grundvoraussetzung für eine friedliche Weiterentwicklung des Kontinents.

Wenn man als Politiker Karl V. in Kreneks Oper zuhöre, lerne man, dass niemand von oben und alleine ein politisches Projekt einer Größenordnung wie jener der Einheit Europas verwirklichen könne. Den Bürgern aber beweise das Stück, "dass es keine Alternative zum Europa des Friedens gibt", unterstrich Schmied. Im Gegensatz zu Karl V. könnten wir Bürger Europas nicht abdanken: "Wir müssen alle Mühen auf uns nehmen, um das Projekt Europäische Union noch mehr als bisher mit Leben zu erfüllen", sagte Schmied. Bei den Bregenzer Festspielen bekomme man einen Einblick, "was Europa sein kann: Künstler aus allen Ländern arbeiten mit einem internationalen Publikum. Die Welt trifft sich in Bregenz und bewundert mit Respekt die Leistungen der Darsteller", sagte die Ministerin. Die Bregenzer Festspiele würden auch in diesem Sommer zu einem großen europäischen Kultur-Ereignis, zeigte sich Schmied überzeugt.

Zusätzlicher Nutzen

Festspielpräsident Rhomberg nahm in seiner Rede Bezug auf die beiden Großereignisse auf der Seebühne im Vorfeld der Festspiele, die James-Bond-Dreharbeiten und das Public Viewing zur Fußball-EM. Dadurch seien die Festspiele und die ganze Region "in ein nahezu weltweites Visier gelangt", ein "unerwarteter zusätzlicher Nutzen", so Rhomberg. Was in den beiden Szenarien geboten wurde, könne auch als eine "mediale Variante des von uns gebotenen großen Musiktheaters" interpretiert werden. Man befinde sich an einem Punkt, von dem aus sich eine "neue Eigendynamik der Seeaufführungen" entwickeln könne, so Rhomberg und verwies auf Verdis "Aida", die nächste Spiel auf dem See-Produktion im kommenden Jahr.

Das Motto des diesjährigen Festspielsommers "Macht und Musik" beziehe sich auf den Ernst-Krenek-Schwerpunkt. Rhomberg würdigte den 1900 geborenen Künstler als einen der bedeutendsten österreichischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Kreneks Oper "Karl V." behandle die damals und heute hochaktuelle Frage einer möglichen friedlichen Vereinigung der europäischen Länder. "Karl V. scheiterte nach seiner eigenen Einschätzung an diesem Projekt. 500 Jahre später müssen wir uns die Frage stellen, wie sich ein weiterhin uneiniges Europa einer globalisierten Welt gegenüber positionieren wird können", so der Festspielpräsident. Dies mache das Bemühen der Festspiele deutlich, sich auch zeitnahen Themen zuzuwenden.

Im Mittelpunkt des Festspielsommers am Bodensee steht die Wiederaufnahme der Puccini-Oper "Tosca" als Spiel auf dem See, Premiere ist am Mittwochabend. Den Auftakt zum Ernst-Krenek-Schwerpunkt bildet die Oper "Karl V.", die am Donnerstagabend als Hausoper Premiere feiert. 80 Prozent der rund 190.000 Karten für die insgesamt 60 Veranstaltungen sind laut Festspielangaben bereits verkauft. (APA)