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Kommen die Tentakel einer Qualle mit der Haut in Berührung, kommt es zur "Explosion" der Nesselzellen, die darauf sitzen.  Das Gift wird ins menschliche Gewebe abgegeben.

Foto: REUTERS/Dani Cardona

Wer im Meer schwimmt und plötzlich merkt, dass es auf der Haut brennt und schmerzt, sollte möglichst schnell an Land gehen, aber ohne in Panik zu geraten: "Nicht im Wasser wild um sich schlagen - das führt dazu, dass man noch mehr von den Nesseln aktiviert", rät der Umweltmediziner und Toxikologe Birger Heinzow aus Kiel. Gleiches gelte für den Versuch, Tentakel oder Nesselschleim mit einem Handtuch abzuwischen.

Erste Hilfe am Strand

Unmittelbar am Strand ist es am besten eventuelle Tentakelreste vorsichtig vom Körper entfernen und mit Meerwasser zu spülen. "Kein Süßwasser verwenden, weil es das Gift erst recht freisetzt", weiß Gabrijela Gerber vom Giftnotruf des Münchner Uni-Klinikums rechts der Isar. Bekannt ist das Phänomen, dass sich Seeläuse (Quallen im Larvenstadium) im Badeanzug verfangen und erst nach einer Süßwasserdusche ihr Gift freisetzen.

Vom Abreiben mit Sand hält die Giftexpertin allerdings nichts, weil man die Haut dadurch noch zusätzlich verletzen könnte.

Mit Pinzette entfernen und kühlen

Stattdessen sei entweder das Entfernen mit einer Pinzette oder das Einsprühen mit Rasierschaum und Abschaben mit einem stumpfen Gegenstand ratsam. Danach sei "vor allen Dingen Kühlen mit Eis das Beste, was man tun kann", sagte Heinzow, der als Experte für umweltbezogenen Gesundheitsschutz beim schleswig-holsteinischen Landesamt für soziale Dienste tätig ist.

Im Hotel: Heißwassermethode

Danach sollte man möglichst schnell die so genannte "Heißwassermethode" anwenden, rät Gerber: "Den betroffenen Körperteil eine halbe Stunde lang immer wieder in sehr warmes Wasser tauchen." Das funktioniert, weil die Wärme die Proteine im Gift denaturiert (deaktiviert, Anm.). Auch Spülen mit Essigwasser helfe, weil Essig die Nesselkapseln inaktiviert.

Allergischer Schock

Im sehr seltenen Extremfall können Quallen auch eine allergische Schockreaktion auslösen. Bei einem drohenden Kreislaufzusammenbruch oder Atemnot sei sofort ein Arzt zu Rate zu ziehen. Gleiches gelte für den Sonderfall, dass man was ins Auge bekommen hat.

Erderwärmung und Überfischung

Mitschuld an der Verbreitung der Quallen trägt die Erderwärmung, davon ist der Forscher Ricardo Aguilar von der Organisation Oceana überzeugt. Doch auch die Überfischung der Meere habe zu den Quallen-Plagen der vergangenen Jahre beigetragen, weil die natürlichen Feinde der Nesseltiere - Thun- und Haifische sowie Schildkröten - zunehmend ausgerottet würden.

"Biologisches Gleichgewicht zutiefst gestört"

"Haben sich die Quallen aber erst einmal etabliert, ist es für Fische schwer, ihren Platz zurückzuerobern." Dies sei bereits in zahlreichen Regionen des Mittelmeers der Fall, erläutert Jacqueline Goy vom Ozeonographischen Institut in Paris. Die zunehmende Präsenz der Quallen zeige, dass das biologische Gleichgewicht der Meere zutiefst gestört sei. "Die Qualle ist ein exzellenter Umweltindikator", sagt sie. (red/APA)