Wien - Eine regelmäßige Umfrage, die die Industriellenvereinigung (IV) einmal im Quartal unter Vertretern aus den Bereichen Industrie, Finanz und Wissenschaft sowie von Verbänden gemacht hat, zeigt einen massiven Vertrauensverlust in die Politik. Gefragt nach der politischen Situation - nach Stabilität, Lösungsorientierung und Erscheinungsbild der politischen Akteure-, gab es in den vergangenen Monaten einen massiven Absturz. Der Indexwert rutschte von 100,0 im dritten Quartal 2006 auf 10,6 im zweiten Quartal 2008 ab.

Die IV veröffentlichte diese Umfrage erst nach der Neuwahlentscheidung, die Präsident Veit Sorger und Generalsekretär Markus Beyrer begrüßten. Sorger sagte, er hoffe "auf einen Wahlkampf, der nicht dem internationalen Ansehen Österreichs schadet" . Besorgt zeigten sich die IV-Repräsentanten über den EU-Richtungsschwenk der SPÖ und darüber, dass der Wahlkampf die Anti-EU-Stimmung noch verschärfen könnte. Den Vorstoß von Ex-VP-Vizekanzler Erhard Busek im Standard, dann gleich über einen Austritt aus der EU abstimmen zu lassen, lehnte Sorger ab: "Das ist ein Spiel mit hohem Einsatz."

Er wünsche sich auch "ein offenes Österreich, das alle diejenigen, die arbeiten wollen, mit offenen Armen aufnimmt" . Beyrer bezeichnete Vorstöße, dass alle - auch englischsprachige Manager - Deutsch lernen müssten, bevor sie nach Österreich kommen, als "Unsinn" . Die IV hofft auf eine Senkung des Spitzensteuersatzes im Zuge der Steuerreform 2010. (afs/DER STANDARD, Printausgabe, 23.7.2008)