Osnabrück - Der deutsch-türkische Schriftsteller Yüksel Pazarkaya ("Ich und die Rose") hat einen Mangel an Demokratie in seinem Geburtsland Türkei beklagt. "Ich bin für eine echte Demokratie und eine wirkliche Realisierung der Menschenrechte", sagte Pazarkaya in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Demokratie in der Türkei habe noch "sehr viele Defizite", sagte Pazarkaya, der Mitglied im PEN-Club beider Länder ist, der Zeitung.

Er freue sich aber, dass die Türkei im Oktober als Ehrengast zur Frankfurter Buchmesse eingeladen ist. In diesem Zusammenhang kritisierte er auch die westlichen Länder Europas. Hier werde mit zweierlei Maß gemessen. Länder werden vor allem danach beurteilt, wie wichtig sie für die eigenen Interessen seien.

Will kein "Pionier der türkischen Migrantenliteratur" sein

Der Schriftsteller bedauerte, dass in der Türkei ein Teil der Bevölkerung seine Wurzeln wieder vermehrt in der osmanischen Kultur sucht. "Das hat mit dem politisch-ideologischen Kampf islamistischer Kreise gegen Atatürks Reformen zu tun", sagte er dem Blatt.

Pazarkaya, häufig als "Pionier der türkischen Migrantenliteratur" tituliert, wies diese Bezeichnung zurück. "Diese Schublade" sei erst im Zusammenhang mit den Diskussionen über Assimilation oder Integration in den 1970er Jahren erfunden worden. Damals habe man in den Texten von Zuwanderern nach Problemlösungen gefahndet. Betroffenheitsliteratur sei dann fälschlicherweise als Migrantenliteratur gehandelt worden.

"Genau dagegen habe ich aber immer gekämpft", betonte der Autor, "denn Literatur ist in erster Linie Kunst". Inzwischen sei diese Diskussion aber weitgehend ad acta gelegt. Literaten aus Einwanderergruppieren würden in Deutschland inzwischen als gute Autoren wahrgenommen und akzeptiert. (APA/dpa/red)