St.Pölten - "Schwefel ist eben schon in geringen Mengen wahrnehmbar" , sagt Dieter Kirchknopf, Geschäftsführer von Glanzstoff Austria zu den Vorwürfen, dass das Werk die niederösterreichische Landeshauptstadt mit Gerüchen überziehe. Doch jene biologische Abluftanlage, die man errichten wollte, hätte die Situation verbessert, sagt er. Die Stadt habe aber kein kurzes Verfahren akzeptiert, mit dem die Anlage bis Jahresende installiert gewesen wäre. Und ein jahrelanges Genehmigungsprozedere wollte sich die im Eigentum des Industriellen Cornelius Grupp stehende Glanzstoff nicht antun.

Nun soll das Werk geschlossen werden. Zwischen Stadt-SP und Landes-VP ist ein Polit-Hickhack ausgebrochen. Kirchknopf will das im Standard-Gespräch nicht kommentieren. Er gibt sich aber überzeugt, dass es im Ermessen der Behörden gelegen wäre, die Schließung zu verhindern. Man hätte sich zu sehr auf die Emissionswerte versteift, also das Volumen, das aus den Anlagen entweicht, anstatt auf die Immissionen, den Einfall von Schadstoffen auf ein Gebiet. Das betroffene Areal habe sich seit der Erhöhung des Kamins auf 80 Meter vergrößert, die Emissionswerte seien aber aus der Zeit davor.

Wie berichtet, hat der Unabhängige Verwaltungssenat (UVS) beschieden, dass die Emissionen von Schwefelkohlenstoff von 100 Kilogramm pro Stunde auf 22 kg/h und von Schwefelwasserstoff von 10 auf 3,5 kg/h zu senken sind. Kirchknopf: "Diese Werte sind technisch nur erreichbar, wenn der Output extrem zurückgefahren werden würde." Und das sei unwirtschaftlich. "Man muss sich überlegen: Will man Industriearbeitsplätze oder nicht?" (szem, DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2008)