Bild nicht mehr verfügbar.

Wegen Finanzproblemen beim Haupteigentümer Dawnay Day hängt auch die Zukunft der deutschen Warenhauskette Hertie am seidenen Faden.

Foto: EPA/Grimm

Essen/London  - Die deutsche Warenhauskette Hertie mit 4.100 Mitarbeitern bangt nach Berichten über Finanzprobleme des britischen Haupteigentümers Dawnay Day um ihre Zukunft. "Wenn Dawnay Day strauchelt, bedeutet das das Aus für Hertie", sagte der zuständige Ver.di-Sekretär Johann Rösch am Montag nach einer Krisensitzung mit Vertretern der Geschäftsführung in der Essener Hertie-Zentrale. "Das ist eine äußerst schwierige Situation." Kommende Woche werde es deshalb eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung bei Hertie geben.

Das Unternehmen schreibe im laufenden Geschäftsjahr per 30.September einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe und werde kurzfristig auch weiterhin Geld von den Investoren benötigen, sagte Rösch. Das Londoner Finanzhaus Dawnay Day hält 85 Prozent an Hertie, den Rest besitzt die britische Unternehmensberatung Hilco. Laut "Handelsblatt" (Montag-Ausgabe) haben die beiden größten Dawnay-Day-Eigentümer für zwei Gesellschaften des weit verzweigten Finanzhauses bereits Insolvenz angemeldet, die Gesamtgruppe sei einem Administrator unterstellt worden.

Die Briten hatten die deutsche Warenhauskette mit damals 74 (heute 73) Häusern im August 2005 von KarstadtQuelle (heute Arcandor) für 500 Mio. Euro gekauft. Seitdem sollen nach einem früheren Bericht der "Lebensmittelzeitung" bei Hertie bereits rund 170 Mio. Euro Verlust aufgelaufen sein. Im laufenden Geschäftsjahr beziffert die Zeitung den Verlust auf 30 Mio. Euro.

"Nachbarschaftskaufhäuser"

Die Warenhäuser, die meist in mittelgroßen Städten und Vororten von Großstädten liegen, wurden nach dem Verkauf unter dem reaktivierten alten Namen Hertie als "Nachbarschaftskaufhäuser" neu aufgestellt. Nach früheren Aussagen von Hertie-Sprecher Ralf Beke-Bramkamp sollten nach Anlaufverlusten 2008 wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Am Montag gab es von Hertie keinerlei Stellungnahme.

Das "Handelsblatt" berichtet, Hertie drohe in den Strudel des ums Überleben kämpfenden Finanzhauses gezogen zu werden. Die Hertie-Mitarbeiter seien am vergangenen Donnerstag offiziell über die Schieflage des Finanzinvestors informiert worden. Hertie werde derzeit am Markt zum Verkauf angeboten. Ver.di-Sekretär Rösch, der auch Mitglied im Hertie-Aufsichtsrat ist, betonte, dass kurzfristig ausreichend Liquidität im Unternehmen sei. "Die Gehälter und die Bezahlung der Lieferanten ist gesichert." Ansonsten sei das deutsche Management auf Informationen aus London angewiesen, die derzeit nicht kämen.

Noch vor knapp zwei Wochen hatte mit dem Verkaufschef Claus Cord Ernst ein Spitzenmanager ohne Angabe von Gründen Hertie verlassen. Im Februar 2008 hatte Hertie sich bereits vom Chef der Geschäftsführung Kay Hafner getrennt. (APA/dpa)