Man muss nicht Betriebswirt sein, um zu erkennen, von welch lausiger Qualität die Zahlen für den Bahnausbau sind. Dazu genügt der Hausverstand. Gutes Beispiel für die schlechte Praxis ist der viergleisige Hochleistungsausbau der Bahnstrecke im Unterinntal. Er verteuert sich quasi im Stundentakt, weil bei Planungs- und Baukostenprognosen für Verkehrsprojekte getrickst wird.

2001, als der tunnelreiche Streckenbau zwischen Kufstein und Innsbruck von Beamten in Verkehrs- und Finanzministerium bereits auf 1,6 Milliarden Euro taxiert wurde, schworen die Mander von der Brenner Eisenbahn Gesellschaft heilige Eide, mit 1,352 Milliarden Euro auszukommen. 2008 war dann klar, dass nicht einmal die 2005 auf 1,933 Milliarden Euro (ehemals 26,6 Mrd. Schilling) erhöhte Schätzung hielt. Der Betrag wurde im Februar 2008 klammheimlich um 140 Millionen Euro vermehrt. Nun muss um weitere 260 bis 270 Millionen Euro aufgestockt werden, weil die ÖBB fantasievolle Kosten-, Inflations- und Zinsentwicklungen zugrunde gelegt hatte (um politische Wünsche zu erfüllen). Ein Schlag ins Gesicht jedes ordentlichen Kaufmanns.

Abgesehen davon, dass Noch-Verkehrsminister Werner Faymann und Noch-Finanzminister Wilhelm Molterer mit verkehrswirtschaftlich zweifelhaften Prestigeprojekten à la Unterinntal die halbe Steuerreform verbauen und künftige Bundeshaushalte gefährden: Die Folgen sind täglich spürbar. Bauprojekte müssen „gestreckt" werden. Das erhöht die Kosten, verursacht Langsamfahrstellen, Zugverspätungen und gefährdet die Sicherheit des Bahnbetriebs. Die Kunden zahlen dafür doppelt: als Steuerzahler und als Fahrgast. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.07.2008)