In der Megametropole Los Angeles feierte die Videospiel-Branche die wichtigste Zusammenkunft des Jahres: Die Electronic Entertainment Expo (E3). Unter anderem flogen auch vier österreichische Medienvertreter nach 20-stündiger Reise in den sanften Smog-Nebel des Schauspieler-Mekkas ein.

Zsolt Wilhelm

Über 30 Studios stellten in drei Tagen ihre neuesten Schöpfungen aus. Die Messe selbst hatte schon bessere Zeiten gesehen: Von ehemals über 50.000 Besuchern wurden 2008 nur 5.000 Journalisten und Branchenleute zugelassen. Am oberen Ende der Rolltreppe hieß es am Montag zunächst abwarten und registrieren, wenige Stunden später eröffnete Microsofts Pressekonferenz im Hauptsaal das Event.

Zsolt Wilhelm

Der Redmonder Konsolenhersteller lud freundlicher Weise nicht nur  heimische Medienvertreter ein - aber vielen Dank auch dafür! 1.500 Besucher sahen überrascht, wie die Xbox 360 zur Party-Konsole werden sollte.

Zsolt Wilhelm

Electronic Arts veranschaulichte danach, wie virtuelle Realitäten ins Orpheum-Theater passen.

Zsolt Wilhelm

Ganz gut, befand das Gros der Journalisten. Die Präsentation des kommenden Spiele-Line-Ups wurde dann durch halb geplante, halb spontane Showeinlagen der geladenen Bühnengäste aufgelockert, der Kulisse tat es gut.

Zsolt Wilhelm

Am Dienstag trudelte am Morgen das übernachtige Kollektiv zunächst im Kodak Theater zu Nintendos Pressekonferenz ein. Bei der Akkreditierung musste allerdings ein Fehler unterlaufen sein, der WebStandard stand nicht auf der Liste.

Zsolt Wilhelm

Und wäre Wien nicht ausgerechnet die Lieblingsurlaubsstadt der liebenswerten Empfangsdame, hätten die Standard-Leser möglicher Weise den  Auftritt des vielleicht besten Wii-Schlagzeugers verpasst. Viel mehr allerdings auch nicht.

Zsolt Wilhelm

Bei Sony durchliefen die vier (einer steht hinter der Kamera) AUTs gleich drei Stationen, um in die top-exklusive Veranstaltung rein zu kommen. Von der Anmeldung zum Helpdesk und vom Helpdesk zum Lost and Found-Schalter, irgendwie klappte es letztendlich doch - allerdings nur durch die Hilfe eines ehrenwerten deutschen Kollegen.

Zsolt Wilhelm

Im Shrine Auditorium ließ der Elektronikkonzern seine Muskeln spielen und versuchte das Publikum mit über 60 Bildschirmen zu betören. Mit der Vorstellung drei neuer Titel gelang das wenigstens streckenweise.

Zsolt Wilhelm

Nach den Vorstellungen der Großen konnten schließlich die prunkvollen Hallen des L. A. Convention Centers betreten werden. Mit nichten, die einst Turnsaal-füllenden Messestände sind zu besseren LCD-Ständern geschrumpft.

Zsolt Wilhelm

Kaum besucht, fadisierten sich allmählich die Produktmanager.

Zsolt Wilhelm

Lediglich Krach machen wollten die einen...

Zsolt Wilhelm

...oder anderen. Musik liegt bekanntermaßen im Trend.

Zsolt Wilhelm

Dieser Schock musste erst überwunden werden. Die hochgradig bestückte Gallerie von talentierten Designern der Branche zerstreute auf konstvolle Art.

Zsolt Wilhelm

Auf dem Weg in den ersten Stock stieß der aufmerksame Berichterstatter auf den Stand des Projekts Video Game Voters. Laut Aussage des abgebildeten Sprechers wolle sich das Netzwerk so unbeliebt bei der Regierung machen, dass sie nicht anders kann, als dem Ansinnen nachzukommen: "Videospiele sollen mit anderen Medienformen auf gleicher Höhe stehen und nicht als Sündenbock herhalten müssen". Über 1.000 Unterschriften wurden bereits gesammelt.

Zsolt Wilhelm

Oben angekommen, wurde die politisch-aktivistische Gesinnung erstmal in Frage gestellt...

Zsolt Wilhelm

...um die Spielerstimme gleich wieder zu stärken, als honorige Persönlichkeiten (Phil Harrison, Atari, ehemals PlayStation) den Weg kreuzten und an die kulturelle Bedeutung von Videospielen erinnerten. 

Zsolt Wilhelm

Für Schreiberlinge gab es zum Lunch portioniertes, aber wohlschmeckendes Essen. Gestärkt kam auch die Erkenntniss, dass sich die E3 nicht mehr in Hallen, sondern in "Hinterzimmern" abspielt.

Zsolt Wilhelm

Nur per Anmeldung gelang man etwa in die verstrahlte Zone des Fallout-Entwicklers Bethesda Softworks und erhielt dafür ein original Nuka Cola.

Zsolt Wilhelm

Bei Capcom wartete die Meute auf die spielbare Version von Resident Evil 5, die Wartezeit verkürzte derweil Street Fighter.

Zsolt Wilhelm

Bei EA stellten die klinisch skizzierten Hochhäuser von Mirror's Edge das witzige Spore in den Schatten.

Zsolt Wilhelm

Eidos führte den neuen Teil der Tomb Raider-Serie nur im stilvoll ausstaffierten Hinterkammerl vom Hinterzimmer vor. In der Aquarium-ähnlichen Umgebung gefiel Laras Underworld auf Anhieb, wenn auch nicht jedem.

Zsolt Wilhelm

Valve lieferte sich humorvolle Zombie-Schlachten mit Testern des Survival-Shooters Left 4 Dead.

Zsolt Wilhelm

Sony Online Entertainment (SOE) stand ganz im Zeichen des frisch vorgestellten Superhelden-Epos DC-Universe Online.

Zsolt Wilhelm

Beim großen Bruder ging es mit Resistance für PSP etwas gediegener zur Sache.

Zsolt Wilhelm

Take2 mauerte sich werbewirksam in die Gemäuer der Unterwasserstadt Rapture ein. BioShock kommt als Neuauflage für die PS3.

Zsolt Wilhelm

Microsoft schien während des gesamten Events nur das neue Lips zu verkaufen, dabei bot der grüne Raum weit mehr - Halo Wars gefällig?

Zsolt Wilhelm

Die US-Kollegen von Gamespot kamen dem Versuch in die Quere, beim Verlassen der heiligen Hallen das Polizeiaufgebot in Bildern festzuhalten. Die Dame hatte das Missverstanden und die "Österreichische Delegation" für Paparazzis gehalten. "I don't even know you", tönte es da von hinten.

Zsolt Wilhelm

Ganz soviel Glamour, wie die Stars auf dem Hügel, bekamen die großen Spielmacher dieses Jahr noch nicht ab. Aber die Branche blüht und wer weiß, was die nächsten Jahre bringen.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at vom 20.7.2008)

 

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Zsolt Wilhelm