Foto: Standard

Richard Kühnel leitet ab September die Vertretung der EU-Kommission

Richard Kühnel ist ein sehr leiser Mensch. Daraus allerdings auf seine Kommunikationsfähigkeiten zu schließen wäre falsch. Von allen derzeitigen und ehemaligen Arbeitskollegen wird er als "überaus kommunikativ" beschrieben, als jemand, der es schaffe, Kompromisse aus unterschiedlichsten Positionen zu schließen.

Er sei vor allem ein sozialer Mensch, heißt es im Büro des Kommissionsgebäudes in Brüssel, aus dem er nun nach Wien wechselt und ab 1. September die Kommissionsvertretung in Wien leitet.

"Die Vertretungen sind offizielle Sprachrohre der Kommission in den Mitgliedstaaten. Sie haben die Aufgabe, die Politik der EU zu erläutern und Europa den Bürgern verständlicher zu machen", heißt es in der offiziellen Aussendung der Kommisson zur Bestellung Kühnels, gleichsam eine Jobdescription für den Neuen.

Seine kommunikativen Fähigkeiten wird Kühnel jedenfalls gut brauchen können, denn die Beziehungen der Österreicher zur EU-Kommission haben durchaus Potenzial zur Verbesserung. Nur 37 Prozent vertrauen der Kommission, ging aus der jüngsten Eurobarometer-Umfrage hervor. Schlechter schnitt nur noch die heimische Regierung ab.

Richard Kühnel wurde 1969 in Graz geboren und studierte dort Jus. Danach verbrachte er Studien- und Forschungssemester an Universitäten in Lyon, Florenz und Princeton. Seit 1994 ist er im Diplomatischen Dienst. Er war an der Österreichischen UNO-Mission in New York hauptzuständig für Menschenrechte und vertrat Österreich bei vielen internationalen Versammlungen und Konferenzen zu diesem Thema, darunter mehrfach bei der Menschenrechtskommission in Genf, bei der Weltrassismuskonferenz in Durban und der Sondersitzung der UN-Generalversammlung für Kinderrechte in New York.

2004 wurde Kühnel Kabinettsmitglied der EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner, unter anderem war er die Schnittstelle zum EU-Parlament, aber auch für heikle Angelegenheiten wie die Auswahl von Wahlbeobachtern zuständig.

Richard Kühnel ist mit einer Kunsthistorikerin verheiratet. Aus seiner Zeit an der Botschaft in Tokio stammt auch eines seiner Hobbys, der japanische Schwertkampf Kendo, bei dem mit einem Bambusschwert gekämpft wird und für er den in Brüssel "leider keine Zeit" mehr fand. Auch Fußball gehört zu den Freizeitbeschäftigungen Kühnels sowie die Lektüre von Biografien. (Michael Moravec/DER STANDARD, Printausgabe, 19.7.2008)