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Karl Daxbacher lernt nun die Schattenseiten kennen.

Standard: Weshalb klaffen bei der Wiener Austria Anspruch und Wirklichkeit derart auseinander?

Daxbacher: Weil wir die Situation unterschätzt haben. Wir wurden von außen stärker gemacht, als wir tatsächlich sind. Und wir haben das dummerweise auch geglaubt. Man muss sich aber im Fußball der Realität stellen, die Austria ist eben ein Klub aus Österreich.

Standard: Trotzdem: Ein noch dazu verdientes 0:1 im Uefa-Cup beim kasachischen Klub FC Tobol Kostanaj ist schon eher peinlich, oder?

Daxbacher: Es ist enttäuschend. Natürlich habe ich auf einen knappen Sieg oder zumindest ein Unentschieden gehofft. Aber die Niederlage war kein Schock. Wir können das im Rückspiel aufholen. Die Welt ist nicht untergegangen.

Standard: Die Spieler übten immerhin Selbstkritik. Franz Schiemer meinte, die Austria sei momentan richtig schlecht, man müsse aus dem Trott schleunigst herauskommen. Ist diese Einsicht der erste Schritt zur Besserung?

Daxbacher: In den ersten Emotion sagt man viel. Man sollte besser darüber schlafen. Ich will nichts beschönigen, es ist klar, dass viele Spieler ihr Leistungsvermögen nicht abrufen. Der Start in die Meisterschaft mit dem 1:1 gegen Kärnten und dem 2:2 in Kapfenberg ist ja auch missglückt. Zum Teil fehlt die Klasse. Aber ich will nicht von einer Riesenblamage sprechen, das wäre unfair dem Gegner gegenüber. Kasachstan liegt in der Weltrangliste nicht allzu weit hinter Österreich, oder?

Standard: Auf Rang 124, gleichauf mit Vietnam. Österreich ist 105. Haben Sie bis zur Auslosung den Namen FC Tobol jemals gehört?

Daxbacher: Nein. Aber man beschäftigt sich dann damit. Und es war beunruhigend zu erfahren, dass sie im Vorjahr gegen OFI Kreta und Slovan Liberec aufgestiegen sind. Auch der FC Basel erreichte hier nur 0:0. Warum sollte Basel schlechter als die Austria sein?

Standard: Wie löst man kurzfristig die Probleme?

Daxbacher: Die Austria hat nach den Abgängen von wichtigen Spielern eine neue Mannschaft, es muss erst eine Hierarchie entstehen, für viele ist das Neuland. Ich bin überzeugt, dass jeder Einzelne sein Bestes versucht, aber gemeinsam klappt es nicht. Unser Leitwolf Blanchard ist verletzt, er fehlt an allen Ecken und Enden. Er würde allein durch seine Anwesenheit Feuer entfachen, er lebt Fußball.

Standard: Am Sonntag gastiert die Austria beim stark gestarteten LASK, Ihrem Ex-Klub. Bereuen Sie in stillen Momenten, gewechselt zu haben?

Daxbacher: Blödsinn. Ich bin ein Austrianer, werde den Wechsel nie bereuen. Es war ein Lebensziel von mir, hier als Trainer arbeiten zu dürfen. Ich habe das Gefühl, dass im Klub noch Ruhe herrscht. Ich war lange Zeit immer auf der Sonnenseite, jetzt lerne ich eben auch den Schatten kennen. Dieser Situation muss man sich stellen.

Standard: Was zeichnet den LASK besonders aus?

Daxbacher: Ivica Vastic ist ein Könner, ein Top-Profi, ein Vorbild. Der LASK ist eingespielt, Hierarchie und Mischung stimmen, die Jungen werden integriert. Ich muss zugeben, dass der LASK Favorit ist.

Standard: Anderes Thema. Ein Teamchef wird gesucht. Hätten Sie einen Tipp für den ÖFB?

Daxbacher: Es steht mir nicht zu, Empfehlungen abzugeben. Ich habe natürlich eine Meinung, aber die behalte ich für mich. (Mit Karl Daxbacher sprach Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 19.7. 2008)