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Helden des Alltags.

Foto: AP

Jetzt verstehe ich auch, weshalb Wilhelm Molterer bei jeder Gelegenheit gegen den "Vollkasko-Staat" wettert. Denn würde der Staat mehr Geld für Bildung, Gesundheit, Kultur etc. ausgeben, bekämen die Parteien weniger Geld für ihre schönen Wahlplakate. Diese Logik leuchtet mir ein und erklärt gleichzeitig Molterers Spitznamen "scheinheiliger Willi" .

Aber verlassen wir dieses trostlose Polit-Terrain und wenden uns den erfreulichen Dingen des Lebens zu. Zum Beispiel den "Helden des Alltags" , für die in Niederösterreich bereits Denkmäler errichtet werden. Aber nicht für Menschen mit Zivilcourage, sondern für Florian K., "der nur mit dem Deckel kocht" , oder für Thomas B., "der immer den Standby-Modus ausschaltet" . Weitere Denkmäler gibt es für Anna S., "die energiesparend mit ECO-Programm wäscht" , und Karin W., "die Glühbirnen durch Energiesparlampen ersetzt" . Und wenn Sie das für einen Schmäh halten, dann fahren Sie nach Mistelbach, Zwettl, Wr. Neustadt oder St. Pölten, wo diese scheußlichen Statuen auf Marmorsockeln stehen und die Gegend verschandeln. Die EVN ("Energie vernünftig nutzen" ) nennt das allen Ernstes einen "Beitrag zum Klimaschutz" . Ich nenne das einen Beitrag zur Vergesäßung der Menschen und frage mich, welche Denkmäler demnächst noch errichtet werden. Etwa eines für den Klimaschützer Erwin P., "der zum Haaretrocknen nie einen Fön verwendet" ? In Wien wäre für Denkmäler dieser Art bei der MA7 wahrscheinlich das Referat für "Alltagskultur, Ehrungen und Gräber" zuständig. So ein Amt wäre nicht einmal Thomas Bernhard eingefallen, obwohl der einige prophetische Werke über Österreich geschrieben hat. Ich meine damit nicht nur Der Ignorant und der Wahnsinnige, sondern auch Der Keller.

Dabei fällt mir ein, dass sich der Geburtstag des Schweizer Schriftstellers Gottfried Keller am 19. Juli zum 189. Mal jährt, was Angehörige der Krocha-Bewegung wohl so kommentieren würden: "Fix Oida, des zaaht mi übahaupt net." Ins Hochdeutsche übersetzt: "He, Alter, das interessiert mich jetzt aber schon überhaupt gar nicht." Mich wiederum interessiert überhaupt gar nicht, dass am 19. Juli 1877 das erste Wimbledon-Tennisturnier stattfand. Was aber daran liegt, dass ich lieber Federball spiele. (Kurt Palm, ALBUM/DER STANDARD, 19./20.07.2008)