Die US-Börsen gehen nach äußerst volatilem Handelsverlauf mit Aufschlägen aus der
Woche. Am Dienstag fiel der Dow Jones auf ein Zweijahrestief, ehe er ab Wochenmitte
620 Punkte zulegen konnte. Ausschlaggebend dafür war der deutlich gesunkene Ölpreis
sowie überraschend „positive" Quartalszahlen einiger Finanzwerte.
Die gemeldeten Konjunkturdaten fielen enttäuschend aus. Erschreckend schwach
entwickelten sich die Einzelhandelsumsätze im Juni. Trotz der ausgeschickten
Steuerschecks im Ausmaß von USD 50 Mrd. kletterten die Erlöse um lediglich 0,1%. Die
Verbraucherpreise stiegen im Juni um 1,1%, der Konsens ging von lediglich 0,7% aus.
Auch die Erzeugerpreise steigen mit zunehmender Dynamik, auf Monatssicht kletterten
die Preise um 1,8%.

"Bankenmikado" geht weiter

Die schlechten Nachrichten aus dem US-Bankensektor scheinen kein Ende zu nehmen,
der spektakuläre Zusammenbruch der Bausparbank IndyMac markierte einen weiteren
Höhepunkt der Finanzkrise. Bei den meisten Finanzwerten wurde der
Sommerschlussverkauf jedoch vorübergehend gestoppt. Die Rettungsaktion der
Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac sorgte für eine kurzfristige
Stabilisierung, die langfristigen Folgen für die US-Wirtschaft sind jedoch prekär. Um
Lehman Brothers ranken sich weiterhin hartnäckige Spekulationen um eine mögliche
Insolvenz bzw. Übernahme. Laut Wall Street Journal plane man eine strategische Allianz
mit einer ausländischen Bank oder ein Management Buyout. Aktien der Regionalbank
National City mussten zeitweise vom Handel ausgesetzt werden, auch die größte
Sparkasse der USA - Washington Mutual - dürfte mit größeren Problemen zu kämpfen
haben.

Wells Fargo überrascht positiv

Für Erleichterung sorgten die Quartalszahlen von Wells Fargo. Zwar musste man einen
Gewinnrückgang hinnehmen, die Dividendenerhöhung und der recht optimistische Ausblick
überzeugten die Marktteilnehmer jedoch. JPMorgan halbierte den Gewinn im
abgelaufenen Quartal, dennoch wurden die Erwartungen des Marktes klar überboten.
Merrill Lynch schockte mit einem Quartalsminus von USD 4,97 Dollar je Aktie, der
Konsens hatte mit lediglich USD 1,94 gerechnet. Nun werde man sukzessive versuchen
sich von strategischen Beteiligungen zu trennen. Der 20% Anteil an Bloomberg wurde
bereits für USD 4,4 Mrd. verkauft, auch die Beteiligung an Financial Data Services soll für
etwa USD 3,5 Mrd. abgestoßen werden. Seit Beginn der Hypothekenkrise musste Merrill
insgesamt USD 40 Mrd. an Abschreibungen vornehmen. Die SEC kündigte nun übrigens
an, Naked Short Selling auf Finanztitel zu verbieten. In einem ersten Schritt werden
Leerverkäufe von 19 Finanzinstituten verboten, die Regelung gilt vorerst vom 21. bis zum
29. Juli.

US-Indizes in klaren Abwärtstrends

Die wichtigsten Leitindizes, wie S&P 500 oder der Dow Jones sind mittlerweile klar
ersichtlich in einem Bärenmarkt. Die Abwärtstrends sind in den meisten Marktsegmenten
voll ausgebildet, wobei die Auswirkungen im Finanzsektor am deutlichsten zu sehen
sind. Unsere Erwartungen für die Entwicklung des S&P 500 im dritten Quartal sind
insgesamt wenig optimistisch. Der US Leitindex ist derzeit eindeutig in einem klaren
Abwärtstrend und befindet sich unter den ehemaligen Unterstützungsniveaus, die sich
Mitte März herausgebildet hatten.

Perspektive sind langfristige Talsohlen immer von Panik, extremer Angst und Resignation
geprägt. Auch die Volatilität befindet sich (noch) auf moderaten Niveaus.