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Alzheimer ist eine neurodegenerative Erkrankung

Foto: AP/Matthias Rietschel

London/Moskau - Auch die modernsten und plausibelsten Konzepte der Biotech-Industrie müssen nicht funktionieren: Der vor einigen Jahren von dem irischen Unternehmen Elan entwickelte Alzheimer-Impfstoff hat keinen Effekt bei Patienten gezeigt. Hingegen dürfte ein uraltes unspezifisches Antihistaminikum aus Russland einen sehr positiven Effekt haben, geht aus neuen Studien hervor, die im britischen "Lancet" veröffentlicht werden.

Impfung brachte negative Ergebnisse

Elan hatte ab dem Jahr 2000 großen Wirbel um seinen Impfstoff gemacht. 80 Alzheimer-Patienten wurden in die Studie aufgenommen und mit der Vakzine AN1792 immunisiert worden oder erhielten ein Placebo. Der Impfstoff bestand aus Amyloid-Beta (42 Aminosäuren lang) und sollte zur Bildung einer Abwehrreaktion gegen das krankmachende Protein führen. Doch die Angelegenheit ging schließlich völlig schief. Sechs Prozent einer Gruppe von Geimpften erkrankten an einer Meningoenzephalitis, die eine Reaktion auf die Vakzine gewesen sein dürfte. Trotzdem wurden möglichst viele Patienten nachverfolgt.

Kein Effekt für die Patienten

Nun liegt die Auswertung vor: Bei acht Alzheimer-Kranken, die den Impfstoff erhalten hatten und von denen Gehirnmaterial nach dem Tod untersucht werden konnte, zeigte sich, dass die Menge an Beta-Amyloid im Gehirn zwar geringer als bei Personen aus der Placebogruppe war, doch das hatte offenbar keinen Effekt auf das Schicksal der Patienten. Weder lebten sie länger, noch verlief die Entwicklung der Demenz anders als bei den Personen, welche das Scheinmedikament erhalten hatte. Von der Überlegung her sollte die Beseitigung der Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn eine positive Wirkung haben. Das Wiener Biotech-Unternehmen testet derzeit an 24 Alzheimer-Kranken am Wiener AKH einen ähnlichen, aber mit einem anderen Verfahren produzierten Alzheimer-Impfstoff. Die Ergebnisse dazu gibt es erst in einigen Monaten.

Antihistamin scheint zu wirken

Positiv hingegen verlief eine Studie, die bei 183 Patienten in elf russischen Behandlungszentren das russische Uralt-Antihistaminikum (Allergiemedikament) Dimebon testete. 89 Personen mit milder bis moderater Alzheimer-Demenz bekamen 26 Wochen lang dreimal täglich je 20 Milligramm des echten Medikament, 94 ein Placebo. 85 Prozent der Probanden beendeten die Studie. Nach einem halben Jahr zeigte sich in psychologischen Tests eine signifikant bessere Entwicklung jener Patienten, welche das echte Medikament erhalten hatten. Das Arzneimittel, das sich in Russland nicht einmal mehr auf dem Markt befand, weil es mittlerweile viel bessere Antihistaminika gibt, dürfte einen schützenden Effekt auf das Gehirn von Alzheimer-Patienten haben. (APA)