Vor kurzem eröffnet und beinahe schon ein Fall für die Abrissbirne: Das neue Haus der Arge Kultur in Salzburg. Jetzt muss das Bauwerk mit externen Zubauten funktionsfähig gemacht werden.

Foto: Arge Kultur

Salzburg - Umgangssprachlich würde man den vor rund zweieinhalb Jahren eröffneten Neubau der Salzburger Arbeitsgemeinschaft Kultur wohl schlicht als Pfusch bezeichnen. Das neue Kulturhaus ist in wesentlichen Bereichen einfach nicht funktionsfähig.

Wie vom Standard wiederholt berichtet, weist das rund vier Millionen Euro teure Bauwerk, welches das legendäre Kulturgelände Nonntal ersetzte, massive Mängel auf. Das Funktionskonzept, das die gleichzeitige Bespielbarkeit mehrerer Proberäumen vorgesehen hat, scheitert an der Akustik: Musik aus den Proberäumen überträgt sich in andere Seminar- und Kursräume. Während im großen Saal Veranstaltungen stattfinden, sind daher auch Proben so gut wie unmöglich.

Laut Arge-Kultur-Geschäftsführerin Daniela Gmachl sei das Haus nur zu 80 Prozent funktionsfähig. Allein durch die nicht lukrierten Mieteinnahmen würden dem Kulturverein jährlich etwa 25.000 Euro fehlen.

In einem aktuellen Prüfbericht des städtischen Kontrollamtes werden die Akustikprobleme als Planungsfehler gewertet. Wer dafür letztlich geradezustehen haben wird, lässt das Kontrollamt freilich offen. Bauträgerin ist die Stadt, der Kulturverein ist nur Mieter des Objektes.

Fest steht damit aber, wer fürs Erste die Kosten für die Sanierung des verpfuschten Kulturbaus zu tragen haben wird. Zirka 700.000 Euro Steuergeld wollen Stadt und Land für die Arge Kultur nachschießen. Das sind immerhin etwa 17 Prozent der Gesamtbaukosten. Mit dem Geld sollen unterirdische Anbauten finanziert werden. In diesen Bunkern sollen dann die Proberäume der Musiker untergebracht werden.

"Rotes Millionengrab"

Für die Volkspartei ist das Planungs- und Baudesaster willkommene Munition für den laufenden Gemeinderatswahlkampf: "Bevor nicht geklärt ist, wo die Verantwortung liegt und ob sich Stadt und Land schadlos halten können, darf kein einziger Euro mehr ins rote Millionengrab Arge geschüttet werden", so VP-Gemeinderatsklubchefin Claudia Schmidt.

Die ÖVP erinnert sich in diesem Zusammenhang an eine andere Pleite im Ressort von Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ): Die Stadt habe durch den Konkurs der "Funhall" vor einigen Jahren ebenfalls rund 600.000 Euro verloren. Für diese privat betriebene Skater- und Kletterhalle hatte Schaden einst knapp 600.000 Euro Starthilfe zur Verfügung gestellt.

Ganz anders beurteilt die Situation um den Arge-Neubau der mit der Bauabwicklung betraute Geschäftsführer der stadteigenen Immobiliengesellschaft Robert Kührer: Er gehe nicht davon aus, dass für die öffentliche Hand durch die Akustikprobleme "ein Schaden" entstanden sei, erklärte er am Donnerstag den verdutzten Gemeinderäten im städtischen Kontrollausschuss. Mit dem von Stadt und Land vorgegebenen Kostenrahmen von vier Millionen Euro, wären die extrem hohen Anforderungen im Bereich Schallisolierung technisch gar nicht durchführbar gewesen. Für die gestellten Anforderungen wäre in etwa jene Summe notwendig gewesen, welche jetzt für die Zubauten erforderlich ist.

Kührers Aussage zu diesen "Sowieso-Kosten" ist hochbrisant: Lässt sich diese These halten, kann sich die Stadt alle Hoffnungen auf irgendwelche Regressansprüche - bei wem auch immer - schon im Vorfeld abschminken. Das Kontrollamt der Stadt hatte vorgeschlagen, Bauphysiker und beteiligte Planer zu belangen, um wenigstens einen Teil der Kosten wiederzubekommen.

Beisel-Konkurs

Die Debatten um den Neubau sind übrigens nicht die einzigen Sorgen, welche Geschäftsführung und Vereinsvorstand des Kulturzentrums plagen. Dieses Frühjahr musste man das vereinseigene "Arge-Beisl" in Konkurs schicken. Die angemeldeten Forderungen: Über 40 Gläubiger wollen insgesamt mehr als 600.000 Euro haben. Das Verfahren läuft. (Thomas Neuhold / DER STANDARD,  Print-Ausgabe, 18.7.2008)