Stanislaus Turnauer reicht seiner Tante Christine de Castelbajac, die von ihrem Berater Guido Schmidt-Chiari flankiert wird, die Hand. Castelbajac trennt sich von der Constantia Bank.

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Die Finanzmarktaufsicht prüft nun die Geschäfte der Constantia Privatbank, die offenbar größere Pakete an der Immofinanz hielt, die sie auch managte. Der Kursverlust der Immobilien-Aktien dürfte viel gekostet haben.

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Wien - Der erfolgte Einstieg des Großinvestors Rudolf Fries bei der Immofinanz mit 8,7 Prozent wirbelt viel Staub auf. Bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) ging eine anonyme Sachverhaltsdarstellung ein, die nun von der Behörde geprüft wird. Das Dokument stützt sich auf zahlreiche Notariatsakte und Protokolle und kommt zu dem Schluss, dass Fries die Aktien von Töchtern der Constantia Privatbank (CPB) erhalten habe. Die geheimnisvolle Privatbank im Eigentum der Turnauer-Erbin Christine de Castelbajac managt seit vielen Jahren das Immobilien-Imperium der Immofinanz und deren Beteiligung Immoeast.


Analysten und Ermittler stellen sich nun die Frage, wie die bestens über die Geschäftslage der börsennotierten Gesellschaften informierte Bank Aktienbestände in dreistelliger Millionenhöhe halten konnte, ohne dass dies bis dato bekannt war. Und inwieweit es vereinbar war, dass Karl Petrikovics und Norbert Gertner als Vorstände der beteiligten Firmen fungierten.


"Sitzengeblieben"


Offenbar hat sich die CPB im Zuge von Kapitalerhöhungen mit Wertpapieren eingedeckt. "Die Bank hat im Vorjahr versucht, die Kurse zu stützen, und ist dann auf einem riesigen Paket sitzengeblieben" , schildert ein über die Vorgänge Informierter das Geschehen. Gertner weist dies im Gespräch mit dem Standard zurück. Es habe sich um Kundengeschäfte gehandelt, weshalb auch keine Meldepflichten verletzt worden seien. Auch der Vorwurf der Kurspflege gehe daher ins Leere. Mehr will Gertner unter Verweis auf das Bankgeheimnis nicht verraten. Die Bank habe jedenfalls nie Aktien von Immofinanz oder Immoeast gehalten, wird vom Institut beteuert.


In der Sachverhaltsdarstellung wird behauptet, dass die drohenden Abwertungen im Volumen von 170 Mio. Euro "die anrechenbaren Eigenmittel der Bank von 130 Millionen Euro überstiegen" hätten. Gertner spricht hingegen von einer "kerngesunden Bank" und unterstreicht das mit dem operativen Gewinn von 65,8 Mio. Euro, der im Vorjahr erwirtschaftet worden sei. Vom Bilanzgewinn in Höhe von 33,001 Mio. Euro wurden übrigens 33 Mio. Euro an die Eigentümerin beziehungsweise ihre Firmen ausgeschüttet.


Tatsächlich konnte die Bank eine Abwertung der Aktienbestände verhindern: Die drei Tochtergesellschaften wurden nämlich an Rudolf Fries verkauft, der mit dem Verkauf eines Pakets von Böhler-Uddeholm an die Voestalpine seinen Reichtum vergrößerte.


Aus den dem Standard vorliegenden Notariatsakten geht hervor, dass die drei beteiligten Firmen CPB Finanzierungsberatungs GmbH, CPB Broadband Beteiligungs GmbH sowie S & I Immobilien Vermietungs GmbH mit Fries-Firmen verschmolzen wurden.


"Meinl-Parallelen"


Allerdings griff die Bank im Vorfeld tief in die Tasche und leistete satte Gesellschafterzuschüsse im Ausmaß von 178 Mio. Euro. "Es gibt zwar in Sachen Kurspflege Parallelen zu Meinl Bank und Meinl European Land. Im Unterschied dazu hat die Constantia den Schaden aber selbst getragen und ihn nicht im Zuge eines Aktienrückkaufs den Aktionären umgehängt" , erklärt ein Insider das Procedere. Nachsatz:"Wie es sich für eine anständige Bank gehört."


Verwaltungsstrafrechtliche Sanktionen werden freilich von den Ermittlern geprüft - es gilt die Unschuldsvermutung. Mehr Licht ins Dunkel sollte auch eine Vor-Ort-Prüfung der Notenbank bringen, die gerade läuft. CPB spricht von einer Routine-Prüfung.


Offen ist, ob die Immofinanz-Connection den kurz vor Abschluss stehenden Verkauf der Bank beeinträchtigt. Die Bekanntgabe der Transaktion hat sich bereits verzögert. Gertner will sich dazu nicht äußern, stellt aber einen baldigen Abschluss in Aussicht. Wie berichtet wurde zuletzt Credit Suisse als Käufer favorisiert.

Neben dem Verkaufserlös fließt Castelbajac die Ablöse für die Immo-Managementverträge zu, die nächste Woche in den außerordentlichen Hauptversammlungen von Immofinanz und Immoeast abgesegnet werden sollen. Die börsenotierten Gesellschaften berappen dafür 365 Mio. Euro und werden das Management künftig selbst übernehmen. Das entspricht der 4,2-fachen Gebühr, die zuletzt an CPBüberwiesen wurde (87 Mio Euro). Die Personalunion mit der Constantia Privatbank ist dann Geschichte.  (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Printausgabe, 18.7.2008)