Die British Telecom wagt einen Vorstoß in Sachen Netzneutralität und nimmt die Internetunternehmen in die Pflicht. "Wir arbeiten sehr hart, damit funky Unternehmen wie Google, YouTube und Cisco eine Menge Geld verdienen können", wird BT-Vorstand François Barrault von der Financial Times Deutschland zitiert. Wie das Unternehmen bei seiner Hauptversammlung angekündigt hat, stehen für nun Investitionen in Milliardenhöhe an. Diese Rechnung müsse schließlich auch jemand begleichen, fordert Barrault, der nicht allein auf den Kosten sitzen bleiben will.

Umverteilung des Wohlstands

Barrault kündigt an, dass es in den kommenden fünf Jahren zu einer Umverteilung des Wohlstands zwischen den Infrastrukturanbietern und den Inhalteanbietern kommen werde. Gemeinsam sollen künftig Investitionen getätigt werden, das gelte für den Aufbau der Infrastruktur ebenso wie für Forschung und Entwicklung, fordert der BT-Vorstand. Derartige Diskussionen wurden auch schon in Kontinentaleuropa geführt, allerdings haben sie den Ursprung in den USA und schwappen in regelmäßigen Abständen nach Europa über.

Keine Ausgabe für Datentransfer

Zentrales Argument dabei ist, wie auch von Barrault angeführt, dass Internetgeldmaschinen wie Google und YouTube ihre Dienste über das Web vertreiben, jedoch keine Ausgaben für die Nutzung sowie den Datentransfer haben. Es sei für die Infrastrukturanbieter unzumutbar, allein die Kosten und das Risiko für die Weiterentwicklung und den Ausbau der Netze zu tragen. Eine Art Internetmaut, die von Webunternehmen an Infrastrukturanbieter abgeliefert werden könnte, würde die Weiterentwicklung des Webs positiv beeinflussen.

Gleichbehandlung von Usern

Verfechter der Netzneutralität hingegen treten vehement für die Gleichbehandlung von Usern sowie Internetanwendungen ein. Google hat erst kürzlich ein Tool präsentiert, mit dem User ihre Provider testen können. Die Applikation überprüft, ob der Internetanbieter den Datenverkehr einschränkt oder gar gänzlich blockiert, beispielsweise um die Netzbelastung durch P2P-Traffic zu reduzieren. Google sieht neutrale Netzwerke als eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung innovativer Dienste und Applikationen im Web an, hieß es in der Aussendung.

"Trendwende steht bevor"

Bislang ließen sich Kritiker auf keine Zugeständnisse an die Infrastrukturbetreiber ein, zumal es immerhin um viel Geld geht. Dennoch ist Barrault sicher, dass die Trendwende bevorsteht. Die Internetfirmen seien langfristig auf Zugangsdienstleister wie die BT angewiesen, daher erwarte er auch, dass Google seinen Appell ernst nehmen werde. Es sei in jedem Fall an der Zeit, die Verdienstmöglichkeiten gerechter aufzuteilen. "Wenn sich das nicht ändert, wird es eben die Frage sein, ob der Kunde das bekommt, was er will - nämlich einen Film in zwei Sekunden", sagt Barrault. (pte)