Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Wien - Die Sozialpartner haben sich unter Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (VP) auf eine neues Lehrlingsförderungspaket geeinigt, das noch heute Nachmittag im Föderausschuss des Bundes-Berufsausbildungsbeirates rückwirkend ab 28. Juni beschlossen wird. Mit dem Förderpaket, für das per 2010 265 Mio. Euro ausgegeben werden, soll unter anderem auch dem drohenden Fachkräftemangel entgegengetreten werden. Die Aktion ist bis Ende 2010 befristet - also bis knapp vor der allgemeinen Öffnung des heimischen Arbeitsmarktes für ausländische Arbeitnehmer ab 1. Mai 2011.

In dem derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld mit sich abschwächender Konjunktur und immer Besorgnis erregenderer Inflation, sind optimale Rahmenbedingungen für junge Menschen besonders wichtig, sagte Bartenstein. Einerseits seien davon jene 40 Prozent der Jugendlichen betroffen, die sich für die duale Berufsausbildung entscheiden, andererseits sei das auch der Weg, um zukünftige Fachkräfte auszubilden. Die Umqualifizierungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice (AMS) seien zwar auch wichtig und gut, Top-Priorität müsse aber die eigentliche Fachkräfteausbildung haben.

WKÖ-Präsident Christoph Leitl rechnet in den nächsten sieben Jahren mit einer "dramatischen" Entwicklung auf dem heimischen Lehrlingsmarkt. So werde sich die Zahl der 15-Jährigen von derzeit 100.000 bis 2015 auf 84.000 verringern. Wieviele davon sich dann für eine Lehre entscheiden, werde von deren Attraktivität abhängen. "Es wird an den Betrieben selbst liegen, ihren Bedarf zu akquirieren. Sie werden dabei in einem ungeheuren Wettbewerb stehen", so Leitl.

Wendepunkt

Das Jahr 2008 stellt für den WKÖ-Präsidenten einen Wendepunkt dar: "Der Kampf um Lehrstellen ist beendet, der Kampf um Lehrlinge beginnt. Zum Kampf um Rohstoffe kommt der Kampf um Qualifikation", so Leitl. Alle inländischen Qualifikationen seien auszuschöpfen, die Jugendbeschäftigung müsse auf noch bessere, noch sicherere Beine gestellt werden. In Zeiten, wo uns Amerika ein "Trümmerfeld" beschere, sei es besonders wichtig, sich der jungen Menschen anzunehmen. Österreich müsse seine Wachstumspotenziale nützen und einen eigenen Weg gehen. "Um eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen, muss man auf die eigenen Begabungen, Talente und Qualifikationen setzen", so der WKÖ-Präsident.

Leitl zitierte aus einer Umfrage, wonach sich die Stimmung unter den österreichischen Unternehmen im Hinblick auf ihre Suche nach qualifizierten neuen Mitarbeitern deutlich verschlechtert hat. Laut Studie haben im Vorjahr bereits zwei Drittel der Unternehmer angegeben, dass es für ihr Unternehmen schwer sei, einen entsprechenden Mitarbeiter zu finden. Ein Drittel spricht von einem bestehenden Mangel an Fachkräften, deutlich mehr als noch vor einem Jahr. Besonders schwierig ist demnach die Fachkräftesuche im handwerklichen und technischen Bereich.

Eckpunkte des neuen Lehrlingspaketes

Statt der bisherigen Lehrlingsausbildungsprämie von 1.000 Euro pro Lehrling und Jahr gilt für alle nach dem 27. Juni in Kraft tretenden neuen Lehrverhältnisse eine Basisförderung von drei Lehrlingsentschädigungen im ersten Lehrjahr, zwei im zweiten und drei im dritten und vierten Lehrjahr. Die Förderung kann nach Abschluss eines Lehrjahres beantragt werden. Die Lehrlingsstellen der Wirtschaftskammern überprüfen im Voraus welche Unternehmen für eine Förderung in Frage kommen und informieren diese zeitgereicht. Mit der neuen Regelung wird einerseits die Förderung mit den Kollektivverträgen jährlich angepasst, andererseits wird sie direkt an das Unternehmen steuerfrei ausbezahlt.

Der bisherige Blum-Bonus für die Förderung zusätzlicher Lehrstellen durch das Arbeitsmarktservice (AMS) wird durch den neuen Blum-Bonus II ersetzt: Ab dem 28. Juni werden neue Lehrstellen mit einer Prämie von jeweils 2.000 Euro gefördert. Der Blum-Bonus II gilt für alle Lehrstellen in neu gegründeten Unternehmen für fünf Jahre ab Gründung, für alle Lehrstellen in Unternehmen, die erstmals Lehrlinge ausbilden für ein Jahr, und für alle Lehrstellen von Unternehmen, die nach einer Pause von mindestens drei Jahren wieder Lehrlinge aufnehmen für ein Jahr. Voraussetzung ist, dass das Lehrverhältnis für mindestens ein Jahr aufrecht ist.

Einen weiteren Anreiz für Betriebe, Lehrlinge aufzunehmen, soll die neu eingeführte Qualitätsförderung bieten. Der Qualitätsbonus beträgt 3.000 Euro und kann zur Mitte der Lehrzeit beantragt werden. Anders als beim ausgelaufenen Blum-Bonus können sich diese Förderung grundsätzlich alle Lehrbetriebe und Lehrlinge holen. Voraussetzung ist die positive Absolvierung eines Praxistests und die Führung einer einfachen Ausbildungsdokumentation.

Gefördert werden auch Ausbildungsverbünde, Zusatzausbildungen und Vorbereitungskurse im Ausmaß von 75 Prozent der Kosten bis zu 1.000 Euro. Im gleichen Ausmaß wird die Weiterbildung von Ausbildnern gefördert. Vorbereitungskurse für die Lehrabschlussprüfung werden mit 75 Prozent bis zu 250 Euro gefördert. Ausgezeichnete und gute Lehrabschlussprüfungen werden mit 200 Euro belohnt.

Weiters werden Maßnahmen für Lehrlinge mit Lernschwierigkeiten zu 100 Prozent bis zu 1.000 Euro unterstützt. Besonderer Wert wird auch auf den gleichmäßigen Zugang von jungen Frauen und Männern zu den verschiedenen Lehrberufen gelegt. Ein bestimmter Anteil des Gesamtbudgets wird für die Förderung von Projekten mit dieser Zielsetzung reserviert.

 

(APA)