Die Wiener Gebietskrankenkasse, ein Gigant des staatlichen Gesundheitssystems, ist demnächst pleite. War da nicht soeben eine Einigung über eine Finanzspritze für die Krankenkassen? Zwischen den Regierungspartnern? Äh, apropos Regierungspartner, wo sind die? Kanzler Gusenbauer sitzt seine Restlaufzeit ab, der designierte Parteivorsitzende und Spitzenkandidat der SPÖ, Faymann, ist als Minister ressortmäßig nicht zuständig.

Finanzminister Molterer, der wohl das Geld hergeben müsste, hat vor kurzem noch eine Finanzspritze für die Krankenkassen verkündet - was ist jetzt? Aber die Finanzspritze war im Grunde an eine Gesundheitsreform geknüpft, die allerdings von den Sozialpartnern ausgehandelt wurde, was sich aber die Ärztekammer nicht gefallen lassen wollte ... Hallo, jemand zu Hause?

Irgendwer für gröbere Dinge wie die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems zuständig? Geht noch jemand ins Büro? Eine seltsame Situation, in die das Chaos in der SPÖ da den Staat gebracht hat. Interimsregierungen hat es immer gegeben, vor allem zu Zeiten von Koalitionsverhandlungen. Aber einen Kanzler, den die eigene Partei nicht mehr trägt und der trotzdem nicht gleich zurücktritt, das noch nicht.  (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 17.7.2008)