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Telematiksysteme sollen vor Glatteis und Co warnen.

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"Wetterkatastrophen kommen immer plötzlicher und unmittelbarer", beschreibt ORF-Wettermoderator Andreas Jäger die konkreten Auswirkungen. Eine Tatsache, die nicht zuletzt Verkehrsinfrastrukturbetreibern Sorgen bereitet. Denn: Autobahnen und Schienennetze werden immer hochwertiger und teurer, die Schadenssummen im Katastrophenfall immer höher.

Hinzu kommen weitere negative Folgen, die durch die Unterbrechung der Logistikkette mit einhergehen. "Wenn der Vekehr steht, kostet das richtig viel Geld", meint Helmut-Klaus Schimany, seit 2004 im ÖBB-Konzern für die Koordination der Forschungs- und Entwicklungs-, Telematik- und Umweltaktivitäten zuständig. Folgt man der Statistik, entsprechen die volkswirtschaftlichen Schäden weltweit dem jährlichen Verlust von wenigstens fünf Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes.

Gemeinsam mit 250 Teilnehmern aus dem In- und Ausland diskutierte Schimany, der auch Vorstandsvorsitzender des Austrian Traffic Telematics Clusters ATTC ist, auf der "Lakeside Conference on Safety in Mobility - Intelligent Weather Information Systems and Services in Traffic and Transport" (9. bis 11. Juli in Velden), welche Möglichkeiten eine optimierte Vernetzung von Meteorologie, Infrastruktur und Technik bietet.

Es wurde erörtert, wie Wetterinformationssysteme und -services dazu beitragen, Menschenleben zu schützen und Infrastrukturen zu sichern. Wobei das Hauptaugenmerk auf Telematiklösungen lag. Organisiert wurde die Veranstaltung vom ATTC, dem US Commercial Service Austria, dem Kärntner Lakeside Science & Technology Park und der AustriaTech, die 2005 vom Infrastrukturministerium als "Gesellschaft des Bundes für technologiepolitische Maßnahmen" gegründet wurde.

Sie soll die Entwicklung von ITS ("Intelligente Transportsysteme") und den gemeinwirtschaftlichen Nutzen der Telematik im Verkehrssystem erschließen.

Regionaler und individueller

"Hier geht es nicht um den Wetterbericht im Radio, sondern mehr und mehr um die individuelle Route und deren Planung", zeigt Reinhard Pfliegl, Geschäftsführer im Bereich Telematik der AustriaTech, den Trend auf. "Das heißt, man plant seine Route und kriegt zusätzlich die genauen Wetterinformationen."

Das kann beim Abruf über das Navigationssystem passieren, das sich wiederum mit einem Infodienst verbindet und schließlich ausrechnet, welches Szenario für den individuellen Weg von Bedeutung ist. "Daraus ergeben sich Fragen, etwa welche Maßnahmen gesetzt werden müssen, damit diese Daten automatisch verarbeitet und aufbereitet werden können", erklärt Pfliegl weiter.

Bei den ÖBB ist momentan ein Sturmfrühwarnsystem im Einsatz. In Zusammenarbeit mit Meteorologen könne man so im Vorfeld feststellen, erklärt Helmut-Klaus Schimany, welche Streckenabschnitte regional besonders betroffen sein werden. Oft genüge es dann schon, die Geschwindigkeit des Zuges zu reduzieren. "Je genauer wir wissen, wann und wo ein Unwetter passiert, umso länger können wir den Betrieb aufrechterhalten."

Momentan werde außerdem an einem Simulationsprogramm für Schneeverwehungen gearbeitet. "Dann wissen wir schon vorher, wo wir mit Verwehungen zu rechnen haben, und können das nötige Personal einsetzen", sagt Schimany. Dies sei ein wichtiger Faktor in der Disposition. (Markus Böhm/DER STANDARD, Printausgabe, 16.7.2008)