Nichts gibt es in Bulgarien mehr als Plastiksackerln. Sie sind allgegenwärtig - in und rund um die Mülltonnen, am Straßenrand, auf Wiesen. Bei windigem Wetter fliegen die leichten bunten Beutel überall herum und landen oft auf Bäumen und Balkons. Ein "Polyethylen-Paradies", beschrieb die Zeitung "Sega" die Flut von Einweg-Einkaufstaschen. Einzelne Städte in dem neuen EU-Land sagten dem Symbol der Wegwerfgesellschaft inzwischen den Kampf an. Doch der Durchbruch lässt bisher auf sich warten.

Affen als Notlösung

Die Hauptstadt Sofia, wo fast ein Viertel der Bulgaren lebt oder arbeitet, will dem Beispiel von Athen im benachbarten Griechenland folgen und Plastiksackerln ganz verbieten. Bürgermeister Bojko Borissow rief die Supermarktketten der Zwei-Millionen-Metropole auf, sie durch Tragtaschen aus umweltfreundlichen Materialien zu ersetzen. Er wolle 15 Affen aus dem Sofioter Zoo dressieren lassen, um die vielen Plastikreste an den Bäumen Bäumen einzusammeln, überlegte er scherzhaft eine Lösung für den Wohlstandsmüll. In Bulgarien werden jährlich mehr als 26.000 Tonnen Plastikbeutel aller Größen hergestellt. Der Trend ist steigend.

Jeder Bulgare verbraucht laut offizieller Statistik 1,25 der Taschen pro Tag. Das schraubt den Verbrauch im Jahr auf 3,2 Milliarden Exemplare. Die Austrialier verbrauchen "nur" doppelt so viele. Nur die südbulgarische Stadt Kjustendil mit rund 60.000 Einwohnern hat ein Verbot bisher durchgesetzt. Es soll aber erst am 1. Jänner 2009 in Kraft treten. Auch der Bürgermeister von Sliwen im Osten - der frühere Fußballstar Jordan Letschkow - stellte eine ähnliche Entscheidung in Aussicht. Eine Handelskette in der früheren Hauptstadt Weliko Tarnowo verkauft inzwischen Tragetaschen aus dem umweltfreundlichen Degralen. Sie zerfallen binnen zwei Jahren - die aus Plastik bleiben dagegen mehrere hundert Jahre erhalten. Doch die Kunden wollen auf die kostenlosen Sackerln aus Plastik nicht verzichten, klagen Vertreter großer Handelsketten. "Kleine oder große?", lautet die Standardfrage in jedem Supermarkt. Auch kleinste Einkäufe werden in zwei, drei Plastikbeutel gepackt. (APA)