Mit den alten Wiener Straßenbahnen fährt Katja Rozboril - der Name der sich hinter dem Label [kaRja] versteckt - leidenschaftlich gerne. "Das hat Charme", begeistert sich die gelernte Kleidermacherin.

Foto: derStandard.at/Schersch

Ihr Faible für diese Art der Fortbewegung machte auch bei der Ausstattung ihres Geschäftes nicht halt. Straßenbahn-Sitze bilden Regalböden, Haltestangen werden zu Kleiderstangen umfunktioniert und sogar die Umkleidekabine erinnert an eine alte Straßenbahn, Rozborils Lieblingsgefährt.

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Nach einschlägiger Ausbildung - die Jung-Designerin absolvierte eine Modeschule und ein Kolleg für Kunst und Design - arbeitete die 25-Jährige in einer Modewerkstatt, bevor sie sich auf die Suche nach einem eigenen Geschäft machte. "Den Traum hatte ich schon als kleines Mädchen, irgendwann in meinem eigenen Geschäft zu stehen", schwärmt die gebürtige Niederösterreicherin.

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Nach langer Suche und viel Eigeninitiative beim Renovieren der Lokalität war es dann soweit: Im Oktober des Vorjahres eröffnete die Kleidermacherei & Zentralwerkstatt [kaRja], deren Ausstattung aus original Straßenbahnteilen besteht. "Sogar die Schrauben, einfach alles bis ins kleinste Detail stammt aus einer Bim", erzählt die Designerin.

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Für sie sind Material und Muster das Um und Auf. Sie fertigt nicht, wie üblich, zuerst einen Schnitt an, von dem sie ausgeht, sondern lässt sich vom Stoff inspirieren. Manche Stoffe sind aus den 1970ern, andere hat sie im Urlaub erstanden und wieder andere mit Bekannten getauscht. "Ich sehe einen bestimmten Soff und weiß, zu welchem Kleidungsstück ich ihn verarbeiten möchte."

 

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Schnitte, die sie an der Kleiderpuppe modelliert, werden oft während des Arbeitsprozesses weiterentwickelt oder geändert. Ihre Kollektion besteht aus schlichten Teilen, die TrägerInnen jeden Alters ansprechen sollen. "Ich nähe kein Stück zwei Mal" erzählt Rozboril, die sich selbst als Handwerkerin bezeichnet. Auch wenn manche Stücke sich ähneln, bemerkt man bei genauerem Hinsehen die Unterschiede, die jedes Teil zum Unikat machen.

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Röcke, Hosen, Blusen, Kleider, Jacken und Hauben werden in der eigenen Werkstatt handgefertigt. Genäht wird großteils Damen-, aber auch Herrenkleidung und zwar nicht nur für Körper in Modelmaßen. [kaRja]-Damenkleidung gibt es in den Größen 34 bis 46 und auch jene für Herren von Small bis Large.

 

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Bei gelegentlichen Modeschauen stolzieren keine dünnen Models auf dem Laufsteg - sondern durchschnittlich gebaute Frauen. "So sehen die ZuseherInnen gleich, wie meine Kleider an realistischen Menschen wirken", meint Rozboril, deren ältestes Model 65 Jahre alt ist.

 

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"Kuchlkredenz" heißt die diesjährige Frühjahrs/Sommerkollektion, die in den nächsten Monaten - also wirklich im Herbst! - von der Herbst/Wintermode abgelöst wird. Die Kollektion besteht aus Geschirrtüchern, die zu raffiniert-wandelbaren T-Shirts werden, Schürzen, die sich in ihrer ursprünglichen Verwendung oder auch als Top tragen lassen und karierten Röcken, die die Kleidermacherin teilweise mit Siebdruck, passend zum „Kuchl-Stil", verziert.

 

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T-Shirts für Damen und Herren mit diversen Aufdrucken wie "Himbeerkracherl", "Kleiner Mocca", "Punschkrapferl", "Käsekrainer" oder "Buarnheidl" - selbstverständlich eigenhändig bedruckt, sind bei [kaRja] immer erhältlich.

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Von Experimenten an ihren KundInnen hält Rozboril übrigens wenig: "Neue Schnitte und Materialen trage ich zum Test immer selbst, bevor ich Teile für meine KundInnen herstelle." Sie kramt eine Jacke hervor, die sie aufgrund des neuen, gewagten Materials bereits seit zwei Jahren testet. Diesen Winter soll es dann soweit sein, um die besagte Jacke endlich von der Bim-Stange baumeln zu sehen.

 

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[kaRja]
Kleidermacherei & Zentralwerkstatt
Margaretenstraße 2, 1040 Wien
www.karja.at

Öffnungszeiten
Mi - Fr: 11:00-18:00
Sa: 11:00-17:00

Text und Fotos: Ursula Schersch

 

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