Brüssel - Nach dem vorläufigen Ende der Nato-Krise um den militärischen Beistand für die Türkei wird nun in Brüssel Kritik am Management des Generalsekretärs George Robertson laut. "Sein übergroßes Ego hat auch auf das Verfahren negativen Einfluss gehabt", sagt ein Nato-Diplomat dem STANDARD.

Dem Schotten Robertson wird vorgeworfen, er habe bei den Beratungen für die Türkei-Hilfe zu einseitig die Position der USA ergriffen. Zudem habe er das ganze Verfahren, das Mitte Jänner begann, ungeschickt angelegt. Robertson sei zu früh damit in den Nordatlantikrat und damit an die Öffentlichkeit gegangen.

Die taktischen Fehler Robertsons in den vergangenen Wochen hätten auch einen anderen Kritikpunkt deutlich werden lassen, meint ein Nato-Diplomat im Gespräch: einen "präsidentiellen Führungsstil", der in einer auf Konsens basierenden Organisation bei brisanten Themen nicht funktioniere. Robertsons zu große Nähe zu Washington werde auch Einfluss auf die Suche nach dem Amtsnachfolger des ehemaligen britischen Verteidigungsministers haben, der mit Jahresende Brüssel verlässt: "Es wird gewiss keiner werden, der in dem Ruf steht, ein Hirtenhund der Amerikaner zu sein". (Jörg Wojahn, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 19.2.2003)