Kritisiert die Migrationspolitik: Sihem Bensedrine.

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Feldbach - Translation ist - inspiriert durch das Leben des Diplomaten und Übersetzers Joseph von Hammer-Purgstall - das Leitthema der "regionale08". Auch Bilder sind Übersetzungshilfen, sie erzählen in einer universellen Sprache Geschichten. Aber auch Bilder können ganz bewusst lügen. Isop, ein Grazer Verein für innovative Sozialprojekte, der seit Jahren mit MigrantInnen arbeitet, hat in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Haus der Autoren eine Ausstellung dazu gemacht. "Correction of the Image" hat verfälschte, romantisierende Orientbilder in historischen tunesischen Postkarten aufgespürt und mit aktuellen Fotos und Texten relativiert.

Die aus Tunesien stammende Grazer Stadtschreiberin, Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Sihem Bensedrine hat andere Seiten dieses Landes kennengelernt als Sandstrände: Sie kritisiert die EU, die Menschenrechtsverletzungen in Tunesien, deren Opfer sie selbst wurde, herunterspiele. Zudem sei das Jahr des interkulturellen Dialoges, welches die EU 2008 ausrief, "ein Paradoxon, wenn man die Migrationspolitik der Union ansieht", so Bensderine im Gespräch mit dem Standard. Denn der erste Schritt für einen Dialog sei "ein korrektes Bild der Person, der man gegenüberstehe, nicht eines, das Angst konstruiert".

Neben der Ausstellung und einem Projekt mit der ehemaligen Grazer Stadtschreiberin, der Kroatin Marusa Krese, die Lebenswege von aus der Türkei stammenden, in Feldbach lebenden AsylwerberInnen nachfuhr und in Fotos und Gedichten dokumentierte, trägt Isop auch Nachhaltiges zur "regionale08" bei. Laut Geschäftsführer Robert Reithofer wollte man keineswegs "ansässige AsylwerberInnen missbrauchen und dann mit der Kulturkarawane weiterziehen". Stattdessen wurde eine - auch nach dem Festival bleibende - Beratungsstelle für Migrantinnen in Feldbach installiert.(Colette M. Schmidt, DER STANDARD, Print, 7.7.2008)