Ich bin seit ein paar Monaten 40 - und vor 1 ½ Jahren hat mich meine älteste Tochter zur Großmutter gemacht! Meine zwei jüngeren Kinder (16 und 7 Jahre alt) leben noch zuhause. Meine eigene Großmutter ist mit 97 noch so rüstig, dass sie alleine in ihrem Haus leben kann. Ich bin daher genau in der Mitte von 5 Generationen, was mich mit Stolz erfüllt. Ich lebe nach vielen turbulenten Jahren (13 Wohnsitze, 16 Jobs, 2 Ehemänner, 1 Lebensgefährte) seit drei Jahren in einer harmonischen Beziehung. Zum 40er bezogen wir mit Kind und Kegel meinen 14. Wohnsitz, ein Reihenhaus im Grünen, mit kleinem Garten. Hier kann ich mir gut vorstellen, einige Jahre zu bleiben und Wurzeln zu schlagen.

Der 40er war für mich ein Anlass, so manche Liste zu erstellen, was ich in meinem Leben erreicht habe - Listen von Ausbildungen, Publikationen, Ausstellungen, Reisen, besonderen Highlights... Es ging mir dabei um ein Resümmee - was habe ich erreicht? Was fehlt mir noch zu meinem Glück?

Den akademischen Ehrgeiz habe ich befriedigt - einen zweiten Titel brauche ich nicht mehr.
Kinder hab ich genug, und die Produktion der Enkelkinder ist erfolgreich angelaufen. Ich habe meine Familienplanung mit 36 abgeschlossen und muss nun keine Angst mehr vor Schwangerschaften haben, wodurch ich die Sexualität viel freier leben kann.

Ich wohne so gemütlich wie noch nie

Ich lebe in einer reifen und harmonischen Beziehung. Da ich mich davor genug ausgetobt habe, kann ich die Monogamie entspannt genießen.
Ich bin gesund und für mein Alter gut erhalten, es schmeichelt mir immer sehr, wenn sich die Leute darüber wundern, dass ich schon so große Kinder bzw. auch ein Enkerl habe.


Seit ich mich vor 3 Jahren selbstständig gemacht habe, ist es beruflich immer stimmiger für mich - und bei meiner Teilzeit-Auslastung bleibt genug Zeit für die Kinder und für meine Regeneration.
Ich habe in 20 Jahren Mutterschaft gelernt, eine verantwortungsvolle Mutter zu sein.
Ich kann meine Prioritäten setzen und gönne mir immer mehr Zeit für das, was ich gerne mache.

Nun, wer solche Listen macht, weiß, dass sich dabei immer auch der innere Kritiker zu Wort meldet und kein gutes Haar an dem Erreichten
lässt:

Ich sollte natürlich öfters ins Fitnesscenter gehen, weil die Schwerkraft auch bei 40jährigen mit Kleidergröße 36 wirkt. Wo kommt das Bäuchlein her? Den grau sprießenden Scheitel - sollte da nicht ein Friseur ran? Und - ist es mit 40 nicht endlich an der Zeit, die Teenager-Klamotten im Schrank zu lassen und mich ladylike und mit Stil zu kleiden? Vielleicht sogar Make-up aufzutragen? Ich könnte eigentlich auch mit dem Rauchen aufhören und weniger Süßigkeiten verputzen? Endlich regelmäßig Yogaübungen machen? Vielleicht doch endlich mal mehr Geld verdienen? Mich regelmäßig um Gesundheits-Checks kümmern? Mich viel mehr für meine Kinder engagieren? Usw.usf.

Im Großen und Ganzen gelingt es mir aber, nach vielen turbulenten Jahren mit 40 das ruhigere, breitere Fahrwasser zu genießen. Eine Freundin von mir, die bald ihren 50er feiert, nennt den 40er „das Eintrittstor ins Königinnen-Alter" - ich freue mich schon drauf, wie`s weiter geht!

Annemarie Moser