Wien - Die österreichischen Sparkassen laufen - wie vom STANDARD bereits exklusiv berichtet - Sturm gegen die geplante Novellierung der EU-Richtlinie über Verbraucherkredite. Die "überzogenen Vorschriften" hätten einen erhöhten Bearbeitungsaufwand zur Folge, kritisierte der Vizegeneralsekretär des Öster-reichischen Sparkassenverbands, Wilhelm Kraetschmer, am Montag.

Den beliebten Überziehungs- und Fremdwährungskrediten drohe durch die "Kreditverhinderungsrichtlinie" ein "Begräbnis erster Klasse". Die Richtlinie will offenbar die Überschuldung eindämmen und sieht unter anderem verschärfte Informations- und Aufklärungspflichten gegenüber Kunden vor. So muss der Kreditgeber künftig prüfen, ob die Aufnahme eines Kredites für den Kunden überhaupt zwecksmäßig und für seine Interessen am besten geeignet sei. Das sei "unausgegoren, praxisfremd und undurchführbar", wettert Kraetsch-mer. Wie ein Kredit verwendet werde, könne nur der Kunde selbst entscheiden.

Ausgenommen von den neuen Bestimmungen wären nur Hypothekarkredite, Überziehungskredite aber nicht. Aus Sicht der Sparkassen wäre das der "Todesstoß für jede kurzfristige Kontoüberziehung", denn künftig müsste selbst bei geringfügigen Überziehungen die Bonität des Kunden neu überprüft werden. Durch die verpflichtende Information des Kunden über das Ergebnis der Prüfung sowie über den Stand seiner Verbindlichkeiten würden der Verwaltungsaufwand und die damit verbundenen Kosten explodieren, befürchtet Kraetschmer. "Dann brauchen wir Kontoauszüge im A3-Format", ergänzte Rechtsexperte Herbert Vallant.

Die Kontoüberziehungen erreichten in Österreich ein Volumen um 50 Mrd. Euro. Auch die - außerhalb Österreichs kaum üblichen - Fremdwährungskredite wären nicht mehr finanzierbar, befürchten die Sparkassen. Denn ein Kreditgeber müsse laut Entwurf die Garantie zur ausreichenden Tilgung des Kredits abgeben. In der Folge müsste der Kredit deutlich höher unterlegt werden - was die Finanzierung für den Verbraucher enorm verteuern und unattraktiv machen würde. "Damit bringt man eine ganze Produktfamilie um", konstatiert Vallant.

Die Konsumenten würden bereits heute umfassend über die Vor- und Nachteile solcher Tilgungsformen informiert. Als höchst problematisch sehen die Sparkassen auch die erforderliche Durchleuchtung des Vermögensstatus des Kunden. (APA, mimo/DER STANDARD Print-Ausgabe, 18.2.2003)