Rom - Das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) sieht für das laufende Jahr kaum Chancen einer wirtschaftlichen Erholung in Deutschland, selbst wenn es nicht zu einem Irak-Krieg kommen sollte. "Ich glaube, wir können den lange ersehnten Aufschwung 2003 nicht mehr erwarten, stattdessen bestenfalls eine schleppende Verbesserung", sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Stampa" (Montagausgabe).

"Die Wachstumskapazität, die durch Investitionen gestärkt wird und zur Schaffung von Arbeitsplätzen führt, ist in andere Länder abgewandert", sagte Sinn, ohne diese Länder namentlich zu nennen.

Geschäftsklimaindex leicht gestiegen

Der Ifo-Geschäftsklimaindex war im Jänner dieses Jahres erstmals seit acht Monaten wieder leicht auf 87,4 von 87,3 Punkten im Dezember gestiegen. Sinn hatte bei der Vorlage des Berichts erklärt: "Insgesamt ist es noch zu früh, auf Grund der Befragungsergebnisse auf eine Trendwende zu schließen."

Seine Wachstumsprognose für Deutschland hatte das Ifo-Institut im Dezember auf 1,1 Prozent reduziert. Im August war Ifo noch von einem Wachstum von 2,3 Prozent ausgegangen. Die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute hatten im Oktober in ihrer gemeinsamen Voraussage noch ein Wachstum von 1,4 Prozent prognostiziert.

Sinn forderte die deutsche Regierung zu Reformen auf, um Kosten zu senken. "Deutschland muss das Beste aus der Situation machen und die Kosten des Wohlfahrtsstaates, der zu teuer geworden ist, zu senken. Veränderungen sind bei der Arbeitsgesetzgebung, beim Tarifrecht und beim Kündigungsschutz erforderlich", sagte er. Deutschland laufe Gefahr, seine Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, weil die Deutschen zu teuer geworden seien. "Wir müssen den Gürtel enger schnallen, dazu gibt es keine Alternative", fügte Sinn hinzu.(APA/Reuters)