Für TV-Nachrichten herrscht in China zurzeit frühlingshaftes Tauwetter. Die neue Führung des offiziell nach wie vor kommunistischen Landes hat erstmals grünes Licht für einen chinesischen 24-Stunden-Nachrichtenkanal gegeben, berichtet das Wall Street Journal (WSJ). Der Entscheidung liege die Erkenntnis zugrunde, dass sich Chinesen zunehmend Informationen von ins Land drängenden internationalen Medienunternehmen oder über das Internet holen. Ein chinesischer Nachrichtensender soll nicht nur den Fokus des Publikums, sondern auch die Ausgaben der Werbewirtschaft im Reich der Mitte halten. Generell wird die strikte Kontrolle der Inhalte aber nicht in Frage gestellt.

Staatlich

Der neue Nachrichtenkanal des staatlichen Fernsehsenders China Central Television (CCTV) soll laut WSJ am 1. Juli auf Sendung gehen und rund um die Uhr berichten. Stündliche Nachrichtensendungen, Newsmagazine, Talkshows und Analysen sollen dem Publikum Nachrichten aus chinesischer Perspektive liefern. Der Sender könnte eine "neue Prägung für den Journalismus in China" bedeuten, so Li Xiguang, Leiter der Schule für Journalismus und Kommunikation der Tsinghua Universität. Für den Erfolg seien auch Live-Berichterstattung und Breaking News notwendig. Das beinhalte auch "einige Berichte, die nicht zensuriert werden können". Li forderte laut WSJ die Parteibürokratie auf mehr Briefings für die Presse zu veranstalten. Dadurch hätten chinesische Medien einen Vorteil gegenüber internationalen Unternehmen.

Werbung

Wesentlicher Grund des lockereren Umgangs mit der Zensur ist aber auch das Ziel, mehr Einnahmen aus Werbung zu lukrieren. Die Werbezeiten vor und nach der halbstündigen Nachrichtensendung von CCTV1 am Abend sind die begehrtesten und damit teuersten des Landes. Mit dem neuen Nachrichtenkanal soll der Wirtschaft eine klarere Positionierung zu billigeren Preisen geboten werden. Anfang des Jahres ist mit InfoNews der erste internationale Nachrichtenkanal in Mandarin vom Satelliten-TV Phoenix zugelassen worden. (pte)