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apa/artinger

Wien - Es ist sein "Sorgenprojekt Nr. 1", daher will er es jetzt kräftig bearbeiten. Der Landstraßer Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SP) setzt alles daran, dass "spätestens im März" mit Baggern der Abriss des Bahnhofsgebäudes in Wien-Mitte begonnen wird.

Hohenberger hält dies für das geeignete Signal, damit in die Diskussion um die Höhe der vier, bis zu 97 Meter hohen, Wien-Mitte-Türme und deren Verträglichkeit mit den Auflagen der Welterbekonvention Bewegung kommt. Haben die Bagger erstmal den Bahnhof in Trümmer gelegt, würden wohl alle Interesse daran haben, dass doch noch ein wirtschaftlich tragfähiges Bahnhofs- und Geschäftsgebäude entstehe, glaubt der Bezirkschef. "Jedenfalls sehe ich das so: Reißen wir die erste Hälfte ab, dann ist die zweite Hälfte ein Zeichen, dass es weitergehen muss beim Bau".

"Keine Hinweise"

Hohenberger betont im STANDARD-Gespräch, dass er keine Hinweise habe, dass die Betreiberin von Wien-Mitte, die Bauträger Austria Immobilien (BAI), sich von dem Projekt zurückziehen würden. Auch seitens des portugiesischen Konzerns Sonae Imobiliária halte man daran fest. Sonae investiert bis 2006 160 Millionen Euro in das Einkaufszentrum. Hohenberger bestätigt jedoch, dass seit der jüngst ergangenen Forderung von Icomos Österreich, die Türme in Wien-Mitte maximal so hoch wie das benachbarte Hotel Hilton (rund 65 Meter) zu errichten respektive den Bau neu zu planen, "wieder Feuer am Dach ist".

Tatsächlich wird seit Wochen getüftelt, wie eine zu kappende Turmhöhe durch andere Flächen wettgemacht werden könnte. Es stellt sich die Frage, ob sich Projekt überhaupt noch wirtschaftlich rechnet. Trotz schriftlicher und telefonischer Anfrage war man seitens des Projektbetreibers Bauträger Austria Immobilien (BAI) zu keiner Stellungnahme bereit.

Häupl dankt "Mörder"

SP-Bürgermeister Michael Häupl spricht in dem Zusammenhang schon jetzt von "potenziellen Mördern dieses Projekts", falls sich die BAI zurückziehe. Häupl kritisiert damit die Kritiker des Projekts. Es werde eine Diskussion losgetreten, die den Investor von dem Projekt vertreiben könnte, eröffnet Häupl der BAI eine mögliche Argumentation.

Wien-Mitte-Gegner warnen seit langem, dass die Unesco wegen der Größe des Projekts Wien den "Welterbe" aberkennen könnte. Die Unesco entscheidet darüber im Juni. Wien werde natürlich seinen "historischen Schatz hüten", betont Häupl, man lasse sich die Stadt sicher nicht schlecht reden. (aw/DER STANDARD, Printausgabe, 18.2.2003)