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Denver - Die Fähigkeit, zwitschern zu lernen, neue Töne einzuüben oder gar zu sprechen, ist nur wenigen Vögeln gegeben. Zebrafinken etwa singen vom ersten bis zum letzten Tag dieselbe Melodie, berichtete der Neurobiologe Erich Jarvis von der Duke Universität in Durham (US-Bundesstaat North Carolina) am Samstag auf der weltgrößten Wissenschaftskonferenz in Denver (US-Bundesstaat Colorado).

Der Neurobiologe fand nun Strukturen und biochemische Prozesse im Gehirn von variationsreich trällernden Vögeln, die auch Hinweise auf den Spracherwerb beim Menschen geben könnten.

Komplexes Sprachgefüge

Eine Art komplexes "Sprachgefüge" beherrschen Jarvis zufolge nur bestimmte Vögel, Kolibris oder Papageien, sowie wenige Säugetiere, darunter Fledermäuse, Wale und Menschen. Natürlich würden viele Tiere Laute äußern, ihr Repertoire aber nicht erweitern können, erläuterte Jarvis auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft (AAAS). Seine Untersuchung von zwölf verschiedenen Singvogelarten ergab nun, dass das Lernen komplizierter Melodien unter anderem auf speziellen Reizempfängern (Rezeptoren) im Gehirn basiert.

Glutamat-Rezeptoren verantwortlich

Dieselben Rezeptoren für den Gehirnbotenstoff Glutamat konnten auch bei Säugetieren nachgewiesen werden. Falls weitere Studien nun ein ähnliches System dieser Reizübertragung auch beim Menschen aufzeigen, könnte dies einen wesentlichen Beitrag zum weiteren Verständnis des Sprachzentrums im menschlichen Gehirn bedeuten. Damit könnte erlittener Sprachverlust nach Schlaganfällen oder Kopfverletzungenen besser erklärt und vielleicht sogar geheilt werden, hofft das Team um Jarvis.

Glutamate übertragen nicht nur spezifische Informationen zwischen Nervenzellen, sondern spielen auch eine Rolle beim Wachsen des Nervensystems während es Spracherwerbs, sagte Jarvis. Er hofft mit der Aufklärung ihrer genauen Funktionsweise Hilfen zu entwicklen, mit denen Menschen auch später im Leben Sprachen so leicht erlernen wie als Kind. (APA/dpa)