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Denver - Eine Umgebung ohne Anregung und geistige Beschäftigung führt bei neugeborenen Tieren wie bei Menschen zu schweren Verhaltensstörungen und sogar körperlichen Defekten. Ohne Stimulation sterben Nervenzellen ab. Blutgefäße bilden sich zurück und Nervenfasern werden kürzer als gewöhnlich. Auf der Konferenz der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft (AAAS) in Denver stellten Wissenschafter am Wochenende mehrere Studien über den Effekt früher Erlebnisse auf das Gehirn und die Gehirnentwicklung vor.

"Isolationshaft"

William Greenough von der Universität von Illinois verglich Laborratten, die entweder in großen Käfigen mit vielen verschiedenen Spielzeugen oder in "Isolationshaft" aufwuchsen. Die Tiere in einer komplexen Umgebung hätten bis zu 25 Prozent mehr Synapsen oder Reizempfänger je Nervenzelle im Hirn entwickelt als die in nackten Einzelkäfigen. Die Fähigkeit zur Synapsenbildung sei zeitlich begrenzt und habe im ersten Lebensjahr ihren Höhepunkt. Danach könne eine gute Umgebung das erlittene Defizit nicht wieder ausgleichen.

Sozio-emotionale Veränderungen bei jungen Rhesusaffen untersuchte Judy Cameron vom Regionalen Primatenzentrum in Oregon. Sie fand, dass Gehirnschaltkreise von Jungtieren unterschiedlich auf eine Trennung von ihren Müttern reagierten. Je früher der Bruch stattfand, desto dramatischer waren die emotionalen Folgen: Wimmern, Lustlosigkeit und soziale Selbstausgrenzung. Wurden die Äffchen innerhalb eines Monats mit einer "fähigen Adoptivmutter" zusammengeführt, korrigierten sich die meisten Verhaltensstörungen wieder. (APA/dpa)