Das Testbild ist tot, lang lebe die Quote.
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"Heats, Leidln, ich wor scho uma siebene om Berg obn, i sogs eich, a Traum!" Und der ist jetzt vorbei. Die alpine Ski-WM ist zu Ende, der ORF hat sich zwei Wochen lang verausgabt. Mit Betonung auf "ab". Wie in Abfahrt, Ablenkung, Absturz, Abfall, Abgewöhnung, Absage, aber: Ein Programmfüller allererster Quantität.

Von der Logistik waren die österreichischen Fernsehleute sicher die Herminatoren der Sendeanstalten, ein Äquivalent zu den heimischen Pistenprofessionellen. Miteingepackt wurden die üblichen Verdächtigen ORF-Star Armin Assinger, Volksheld Hansi Hinterseer und Nur-Ex-Slalom-Star-von Österreich Thomas Sykora, die neben den Altkommentatoren Heinz Prüller und Hans Seeger die Rennen kommentierten. Auch die der Damen. Entweder macht sich der ORF keine Mühe, Ex-Rennläuferinnen für die gutbezahlte Tätigkeit zu lukrieren, oder diese haben sich alle nach dem Ski-Sport der Familie verdingt. Zu vermuten ist eine gegenseitige Bedingtheit.

Nur nicht unbequem sein

Auch der sonstige MitarbeiterInnenstab war ein männlich dominierter. Im ORF ist der Sport eben Männersache. So kam es auch, dass sich unter den Beiträgen, die die Rennpausen füllten, neben unangenehmen Privatansichten der SiegerInnentypen und peinlichen Interrogativ-Attacken bei österreichischen Niederlagen auch ein "Modebeitrag" mit/über den/die Schi-Damen fand. Die kamen ansonsten nur marginal vor, klar, die Rennen wurden übertragen, mit O-Ton-Unterlage von Prüller und Sykora. Ersterer konnte sich auch bei so mancher Schifahrerin nicht verkneifen, ihr ein wohlgefälliges Adjektiv anzuplappern. Vor fast allen Damen-Bewerben wurden die Siege oder Niederlagen der Herren vom Vor(-Vor-)Tag gezeigt, bis knappest vor Rennbeginn, umgekehrt funktionierte das vor Herren-Bewerben aber nicht.

Hofberichterstattung

Helden-Sagen oder -Beklagen sind unablässig. Für den ORF gehört sich anscheinend auch beim Sport, einmal mehr unreflektiert, dafür humorlos dem § 4. (1) Punkt 8 im ORF-Gesetz, Unterhaltung darzubieten, nachzukommen. Dafür sparte man sich kritische Berichte wie zB über die Hitler-Affinität von Slalom-Star Kostelic, man holte ihn aber für ein Portrait vor die Kamera, in dem er auf Nietzsches Übermenschen zu sprechen kam - mit "Zarathustra"-Ausgaben zur moralischen Erbauung zogen auch die Nazis in den Krieg. Nicht ins Sparprogramm fiel die Hofberichterstattung der Prominenz aus österreichischer Nicht-Oppositions-Politik. Und nicht zu vergessen: ORF-Generaldirektorin Monika Linder gab im Österreich-Haus den männlichen Speed-Kings Pfötchen.

Die Sportberichterstattung der deutschen Öffentlich-Rechtlichen nahm sich da anders aus. Es wurde nicht mit Kritik gespart, nicht nur wenn es um die Leistungen der SportlerInnen ging, sondern ums Strukturelle. Aber das österreichische Fernsehverhalten zeigt, dass es die Fernsehanstalt hat, die es verdient. (bto)