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Benjamin Raich

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Ivica Kostelic

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St, Moritz – Ivica Kostelic (23) schrieb am Sonntag zum Ausklang der Ski-WM in St. Moritz Skigeschichte. Der Kroate gewann 24 Stunden nach dem Triumph seiner jüngeren Schwester Janica den Herren-Slalom 0,33 Sekunden vor dem sensationellen Schweizer Silvan Zurbriggen und 0,36 vor Giorgio Rocca aus Italien, damit haben erstmals Geschwister bei einer WM Gold in der gleichen Disziplin gewonnen. Österreich verpasste die zehnte Medaille hauchdünn, Benni Raich wurde unmittelbar vor Manfred Pranger Vierter.

"Blech" für den ÖSV

Den Herren gelang es damit nicht, den tollen Erfolg der ÖSV-Mädchen vom Vortag zu wiederholen. Obwohl Raich und Pranger wie am Samstag Marlies Schild und Nicole Hosp nach dem ersten Durchgang hinter Kostelic auf den Plätzen zwei und drei lagen. Aber auch die ganze Medaillen-Verantwortung trugen, denn schon im ersten Durchgang waren mit Titelverteidiger Mario Matt, Heinz Schilchegger und dem am stärksten eingestuften Rainer Schönfelder drei der fünf ÖSV-Starter ausgefallen. Damit haben die ÖSV-Damen wie zuletzt vor vier Jahren in Vail mehr Medaillen (5:4) geholt als die Herren.

Schweizer Sensation

Weder als Erklärung oder gar als Ausrede wollten Raich und Pranger die hohen Startnummern im Finale hernehmen. Zwar ging Laufbestzeit sensationell an den mit Nummer eins gestarteten 18-jährigen Deutschen Felix Neureuther sowie Tom Rothrock aus den USA (beide 49,42 Sek.), aber der mit dem großen Pirmin "über 48 Ecken" verwandte Zurbriggen, ein ehemaliger Stams-Schüler, verhalf dem Gastgeberland damit noch überraschend zur ersten Herren-Silbermedaille bei der Heim-WM – fuhr wie Rocca quasi in einem Paket mit den Österreichern.

Blech und Leder

Entscheidend war, dass beide Österreicher jeweils im flachen Schlussteil viel Zeit verloren. So war Pranger im entscheidenden Durchgang bei der ersten Zwischenzeit noch Zweiter vor Raich gewesen, der dann bei der letzten Zwischenzeit noch auf Silberkurs gelegen war. Am Ende gab es aber nur Blech und Leder und damit keine weitere Medaille. Bronze verpasste Raich um ein Zehntel. Zurbriggen sorgte dagegen für die erste Slalom-Medaille der Schweizer Herren seit dem dritten Platz von Jacques Lüthi 1980 bei den Olympischen Winterspielen in Lake Placid.

Brechstange

"Die Enttäuschung ist natürlich sehr groß. Ich habe super angefangen, dann aber einen blöden Fehler gemacht und es zum Schluss nur noch mit der Brechstange probiert. Ein fünfter Platz ist an sich super, bei der WM zählt er aber nichts", ärgerte sich Pranger. Raich, der wieder einmal einen zweiten Durchgang verpatzt hatte und damit medaillenlos blieb, gestand: "Ich bin den Mittelteil nicht optimal gefahren und habe in beiden Läufen unten viel Zeit liegen lassen. Schade, ich habe bei dieser WM drei wirklich gute Chancen nicht genützt."

Geschlagene Mitfavoriten

Die Österreicher befanden sich aber in guter Gesellschaft, blieben doch auch noch größere Favoriten viel weiter zurück. WM-Star Bode Miller aus den USA vergab seine Chancen schon im ersten Lauf, den er zu zwei Drittel mit nur einem Stock absolvierte. Der US-Amerikaner wurde hinter Pranger, aber noch vor Ex-Weltmeister Kalle Palander Sechster. Der so hoch gehandelte Finne konnte damit nicht an seine Erfolge in Kitzbühel und Schladming anschließen.

"Ein Traum, genial"

Bedingungslosen Jubel und Tränen gab es dafür bei Kostelic, der dafür sorgte, dass Kroatien nun auch eine "männliche" Goldmedaille hat. 1964 in Innsbruck hatten die französischen Schwestern Marielle (RTL, Kombi) und Christine Goitschel (Slalom) Olympia-Gold geholt, das Kostelic-Double ist aber einmalig. Erst vor sechs Wochen waren sie zum ersten Geschwisterpaar avanciert, dass am gleichen Tag einen Weltcup-Slalom gewonnen hat. "Ein Traum, genial. Das ist einer der größten Tage in meinem Leben", freute sich Ivica über seine erste Medaille überhaupt. (APA)