Im Gegensatz zu Schule und Universität ist die Erwachsenenbildung ein sowohl auf Anbieter- als auch auf Nutzerseite ein sehr offenes Feld - und ein boomender Markt. Die Regulierung der Angebote erfolgt recht liberal, wodurch dieser Bildungsmarkt für die nach (Er-)Kenntnis Strebenden naturgemäß auch jede Menge an blauen Wundern bereithält.

Um zumindest die vom Bildungswilligen selbst vermeidbaren Weiterbildungsenttäuschungen minimieren zu helfen, haben die Bildungsforscher Elke Gruber von der Universität Klagenfurt sowie Peter Schlögl und Maria Gutknecht-Gmeiner vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung eine "Checklist" für Interessierte erarbeitet. Finanziert wurde das Qualitätssicherungsinstrument von Wissenschaftsministerium und Europäischem Sozialfonds.

Werkzeug in die Hand geben

"Mit dem von uns entwickelten Onlinekatalog wollen wir den Nachfragern ein Werkzeug in die Hand geben, mit dem sie schnell und einfach beurteilen können, welche Angebote ihren speziellen Weiterbildungsbedürfnissen entgegenkommen und worauf sie bei der Auswahl achten sollten", erklärt Elke Gruber. "Eine zentrale Rolle spielen dabei auch die eigenen Ziele und Motive, denn wer sich darüber nicht im Klaren ist, wird wahrscheinlich auch mit der Qualität des ausgewählten Kurses Probleme haben."

So ist es für die Wahl des richtigen Kurses etwa von entscheidender Bedeutung, ob jemanden die Angst vor Arbeitslosigkeit in die Weiterbildung treibt, ob sie oder er sich eine unterhaltsame Freizeitbeschäftigung erwartet oder einfach nur die eigene Lust am Lernen befriedigen möchte. "Qualität in diesem Bereich hat sehr viel mit persönlichen Erwartungen zu tun", ist Elke Gruber überzeugt. "Ein Kurs kann noch so hochwertig sein, wenn er nicht dem entspricht, was der Bildungsinteressierte gesucht hat, wird er immer als minderwertig empfunden."

Neben einer Reihe persönlicher Qualitätskriterien - von der Frage nach eigenem Wissensstand, bevorzugten Lernmethoden und benötigtem Zertifikat bis zur subjektiven Beurteilung der anbietenden Bildungseinrichtung - liefert die Checklist auch Übersicht über jene harten Fakten, die vor Kursbeginn unbedingt abgeklärt werden sollten. Wie sieht es mit persönlicher Beratung aus? Kann man, was vor allem bei langen und teuren Kursen wichtig ist, unverbindlich schnuppern? Wie hoch sind Stornogebühren bei einem vorzeitigen Abbruch? Hat sich der Anbieter über die Lernziele Gedanken gemacht?

Nicht über Wissensvermittlung hinaus

"Ein weit verbreitetes Manko ist etwa, dass die Lernziele nicht über die bloße Wissensvermittlung hinausgehen", erläutert Gruber, "dabei geht es für viele Kursteilnehmer meist auch um die Anwendung des Wissens."

Erkundigungen sollten auch über Gruppengröße und -zusammensetzung eingezogen werden. Bei Sprachkursen etwa markieren zwölf Teilnehmer die Obergrenze für intensives Lernen. Hinsichtlich der Kosten ist zu überprüfen, wie sie sich zusammensetzen und ob mit zusätzlichen Zahlungen - etwa für Skripten, Zeugnisse oder Übernachtungen - zu rechnen ist. Wer allerdings über die Höhe der Kosten auf die Qualität eines Kurses schließt, kann sich beträchtlich verschätzen: So belegt etwa eine von der Arbeiterkammer durchgeführte Vergleichsstudie über EDV-Kurse von unterschiedlichen Anbietern, dass der teuerste durchaus nicht immer der beste sein muss. In dieser Untersuchung waren es im Gegenteil die eher billigen, welche die höchste Qualität lieferten.

Sicherung von Mindeststandards

"Natürlich kann auch die sorgfältigste Überprüfung aller von uns angeführten Punkte nie garantieren, dass der Kursleiter oder die Kursleiterin hält, was man sich von ihm oder ihr verspricht", räumt Elke Gruber ein. Grundsätzlich gehe es in der gesamten Qualitätsdiskussion im Weiterbildungsbereich vor allem um die Sicherung von Mindeststandards: "Erst dann kann man sich der inhaltlichen Qualität annähern", ist die Bildungsexpertin überzeugt. "Ich bin allerdings skeptisch, ob die von außen überhaupt definiert werden kann."

Immerhin stärkt die neue Weiterbildungs-Checklist die Position der potenziellen Kursteilnehmer als mündige Konsumenten und motiviert damit auch die Anbieter, die Qualität ihrer Dienstleistungen im Sinne ihrer Kunden zu überprüfen. Der neue Kriterienkatalog ist inzwischen im Internet unter www.checklist-weiterbildung.at abrufbar. (Doris Griesser/DER STANDARD, Printausgabe, 16.2.2003)