Ein Prozess in der Mannesmann-Affäre könnte einem "Spiegel"-Bericht zufolge bereits im Frühsommer beginnen: Nach der Anfang der Woche erwarteten Anklage werde das Landesgericht Düsseldorf möglicherweise noch in diesem Monat über deren Zulassung entscheiden, berichtete das Magazin am Samstag im Voraus aus seiner neuen Ausgabe. Der Prozess gegen Deutsche-Bank-Vorstandssprecher Josef Ackermann, IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser könnte demnach im Frühsommer starten. Die Staatsanwaltschaft trennte dem Bericht zufolge in dem Verfahren um die Übernahme des Mannesmann-Konzerns durch Vodafone einen Teil der Vorwürfe ab.

Anklageerhebung Dienstag oder Mittwoch

Schon zuvor war in Presseberichten die Rede davon, dass die Staatsanwaltschaft Düsseldorf Dienstag oder Mittwoch Anklage in der Affäre erheben wolle. Insgesamt ist demnach mit der Anklage gegen insgesamt sechs Beschuldigte zu rechnen. Den ehemaligen Managern und Aufsichtsräten von Mannesmann werde vorgeworfen, sich bei der Mannesmann-Übernahme durch Vodafone mit der Gewährung von Millionenabfindungen der Untreue und Beihilfe zur Untreue schuldig gemacht zu haben.

100 Millionen Mark

Bei den Vorwürfen, die die Staatsanwaltschaft abgetrennt hat, geht es laut "Spiegel" um die Zahlung von rund 100 Millionen Mark (51 Millionen Euro) an mehr als 140 damalige Mannesmann-Manager. Mit Boni hätten die Manager laut Esser nach der Übernahme durch Vodafone zum Verbleib im Konzern bewegt werden sollen. Die Staatsanwälte vermuteten, dass es sich bei diesen Zahlungen um Untreue handeln könnte. Der Vorgang sei jedoch so umfänglich, dass weitere Ermittlungen gegen die beiden Hauptverdächtigen, Esser und seinen Personalchef Dietmar Droste, nötig seien.

Übernahmeschlacht

Nach der Neuaufteilung des Verfahrens geht die Anklage nach Angaben des Berichts von einem Schaden zu Lasten der Mannesmann-Aktionäre in Höhe von rund 110 Millionen Mark (56 Millionen Euro) aus. Mannesmann und Vodafone hatten sich seit Herbst 1999 eine monatelange Übernahmeschlacht geliefert. Der Düsseldorfer Konzern hatte sich zunächst mit allen Mitteln gegen die als "feindlich" eingestufte Übernahme durch den britischen Konkurrenten gewehrt. Im Februar 2000 lenkte Mannesmann dann plötzlich ein und nahm das Übernahmeangebot an.

Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft nahm im März 2001 die Ermittlungen zu den Abfindungen auf - nach Medienberichten bis zu 250 Millionen Mark (125 Millionen Euro). Esser erhielt damals neben der Abfindung von 28 Millionen Mark bei der Übernahme durch Vodafone weitere 32 Millionen Mark Anerkennungsprämie. Der Ex-Mannesmann-Chef hat den "goldenen Handschlag" nie bestritten und darauf verwiesen, dass derartige Abfindungen in der Geschäftswelt durchaus üblich seien.

"Willkürlich und nicht nachvollziehbar"

Deutsche-Bank-Chef Ackermann und IG-Metall-Chef Zwickel waren damals Mitglieder des Aufsichtsrats, der die Millionenzahlungen gebilligt hat. Ackermann wies die gegen ihn gerichteten Vorwürfe in der Vergangenheit als "willkürlich und nicht nachvollziehbar" zurück und betonte, er habe "stets verantwortungsvoll und ausschließlich im Interesse" der damaligen Mannesmann AG gehandelt. Zwickel enthielt sich nach eigenen Angaben damals der Stimme.(APA/AFP)