Washington - Ein US-General soll im Fall des Sturzes von Staatschef Saddam Hussein im Zuge eines Irak-Krieges vorübergehend die Geschicke des Landes lenken. Das teilte US-Außenminister Colin Powell in einer Kongressanhörung am Mittwoch (Ortszeit) in Washington mit. Der General solle für mindestens zwei Jahre an der Spitze des Landes stehen. Den US-Plänen zufolge würde ein "Rat" unter Einschluss erfahrener irakischer Politiker dem General zur Seite stehen und beim Übergang zu einer mehr repräsentativen Form von Regierung helfen.

"Die Pläne, die wir in Betracht ziehen, sehen vor, die vorhandenen irakischen Institutionen zu nutzen", sagte Powell. "Es gibt dort eine Nation. Was verrottet ist, ist die Führung." Powell ist der bisher ranghöchste US-Politiker, der sich öffentlich zu den teilweise bereits vor Wochen durchgesickerten amerikanischen Plänen für einen Nachkriegs-Irak geäußert hat.

Kontrolle soll in Händen der Sunniten bleiben

Danach wollen die USA die Kontrolle des Irak in den Händen der sunnitischen Minderheit lassen und die Stationierung türkischer Truppen im Norden des Irak ungeachtet von Protesten der dort lebenden Kurden erlauben. Nach Angaben der Zeitung "USA Today" vom Donnerstag halten irakische Exil-Oppositionsgruppen die US-Strategie in vielen Details für "Besorgnis erregend".

Nach Angaben des Blattes sind Spitzenvertreter der irakischen Opposition in der vergangenen Woche in der Türkei über die Pläne informiert worden. Dabei sei vor allem das amerikanische Vorhaben kritisiert worden, türkischen Truppen die Errichtung einer Pufferzone zu erlauben, die mehr als 20 Kilometer in die irakischen Kurdengebiete hineinreiche.

Jalabi als Hussein-Nachfolger im Gespräch

Der Londoner "Daily Telegraph" hatte am Mittwoch geschrieben, die US-Regierung wolle den umstrittenen Bankier Ahmed Jalabi, Chef des "Irakischen Nationalkongresses" (INC), als Nachfolger von Saddam Hussein einsetzen. Die britische Tageszeitung berief sich auf ein hoch gestelltes Mitglied der Bush-Administration in Washington und berichtete, Jalabi halte sich derzeit im kurdischen Nordirak auf und solle dort bis zum Beginn einer Invasion bleiben. Nach einem erfolgreichen Militärschlag werde zunächst US-General Tommy Franks die Kontrolle über den Irak übernehmen. Jalabis INC hat seinen Sitz in London. Ein fehlgeschlagener Putschversuch mit Hilfe des US-Geheimdienstes CIA brachte dem INC und Jalabi 1995 den Spott des Machthabers von Bagdad ein. 1998 erhielt der INC von den USA Finanzhilfe von knapp hundert Millionen Dollar. (APA/dpa)