Der deutsche Phonoverband (IFPI) hat deutsche Unternehmen vor dem Gebrauch von Online-Musiktauschbörsen durch ihre Mitarbeiter gewarnt. In einem Brief an über 1.000 Geschäftsführungen und Behördenleiter malt Gerd Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Phonoverbände, ein düsteres Bild. Abgesehen von der verlorenen Dienstzeit würde die Nutzung von Musiktauschbörsen durch Mitarbeiter die Firewalls umgehen und die Computersysteme der Unternehmen durch Viren und Trojaner gefährden. Zudem drohen rechtliche Probleme aufgrund der Verletzung der Urheberrechte. Um dies zu vermeiden, soll eine Richtlinien-Broschüre Abhilfe schaffen.

"Richtlinien"

Die Broschüre "Richtlinien zum Umgang mit urheberrechtlich geschützten Werken und zur IT-Sicherheit" informiert über aus der Sicht des Verbandes notwendige Maßnahmen. Dazu gehört die Einsetzung eines Copyright-Beauftragten in jedem Unternehmen, der die Computer frei von Online-Tauschbörsen halten soll. Musikdateien seien schließlich auch gefährliche Ressourcenfresser, die "Gigabytes an Speicherplatz" belegen und deren Download Bandbreite kostet. Die Broschüre bietet Mustervorlagen, die von der Belegschaft unterschrieben werden sollen. Auch für den Systemadministrator hält der Verband kluge Ratschläge bereit. Die regelmäßige Überprüfung der Systeme auf illegale Software solle auch auf Musik- und Filmdateien ausgeweitet werden. Ausreden der Mitarbeiter wie "Privatkopien", "Fair Use" und "Rezensionsexemplar" seien irrelevant, der legale Ursprung der Datei müsse nachgewiesen werden.

Klar

Schätzungen, wie viele Menschen Ressourcen des Unternehmens für den Musikdownload nutzen oder wie hoch das Gefahrenpotenzial durch Musiktauschbörsen im Vergleich zu anderen Risiken des Webs ist, hat der deutsche Phonoverband nicht. Dass eine Gefahr bestehe, sei aber klar, so Hartmut Spiesecke, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei IFPI Deutschland, auf Anfrage von pressetext.austria. Dies gehe einerseits aus den Download-Zeiten wie auch aus dem Erfahrungsaustausch mit Systemadministratoren deutscher Unternehmen hervor. Laut einer im Auftrag der IFPI Deutschland durchgeführten Gfk-Studie haben im Jahr 2001 in Deutschland 4,9 Mio. Menschen 492 Mio. Musik-Files aus dem Internet auf ihre Computer geladen. In 94 Prozent der Fälle erfolgte der Download von einem Online-Angebot, das nicht kostenpflichtig war.(pte)