Wien - Mit aller Deutlichkeit haben sich die 19 Mitglieder der Bioethik-Kommission in ihrer turnusmäßigen Sitzung am Mittwoch einstimmig gegen das reproduktive Klonen ausgesprochen. Diese Ablehnung erfolge nicht nur wegen der nach wie vor hohen Unsicherheiten der Methode, sondern aus prinzipiellen Bedenken, heißt es in einer Aussendung. Die Begründung ist in einem dreiseitigen Bericht festgehalten.

Nach Ansicht der Kommission ist reproduktives Klonen - also Klonen, um Kinder herzustellen - ein Verstoß gegen die Menschenwürde, da Menschen damit instrumentalisiert würden. Die Kommissionsmitglieder bringen damit ihre Besorgnis zum Ausdruck, dass Klone zu dem Zweck geschaffen werden könnten, um für andere Menschen als Ersatzteillager zu dienen.

Recht auf eigenes Genom

Ein Mensch habe das Recht auf "zweifache biologische Kindschaft", und das Recht auf ein eigenes Genom, das sich von den von demjenigen der beiden Eltern unterscheidet. Bei Klonen - die exakte Kopien einer Person darstellen - ist dies nicht gegeben. Es sei weiters unverantwortlich, die zur Entwicklung und Absicherung des Verfahrens nötigen Menschenversuche durchzuführen und diese seien auf jeden Fall nötig. Tierversuche würden keinesfalls ausreichen.

Klonen berge außerdem Risiken für Mutter und Kind. So würden Tierversuchexperimente zeigen, dass nur eine sehr geringe Anzahl von Versuchen zu Lebendgeburten führen. Argumente von Befürwortern des reproduktiven Klonens wie "reproduktiven Autonomie" lässt die Kommission nicht gelten. Ein Kinderwunsch könne nicht jedes Mittel rechtfertigen.

Ökonomisierter Mensch

Die Kommissionsmitglieder fürchten weiters, dass Klonen die familiären und intergenerativen Beziehungen unterminieren, und den Menschen ökonomisieren würde. Nicht zuletzt würde diese Technik die Prioritätensetzung medizinischer Forschung und Behandlung beeinflussen.

Die am Dienstag über die Medien gemeldeten Experimente an der University of Wisconsin (USA), wonach ForscherInnen erstmals die homologe Rekombination von menschlichen embryonalen Stammzellen gelang, ist für Kommissionsvorsitzenden Johannes Huber aus wissenschaftlicher Sicht keine Sensation.

"Die Technik ist etwa bei Mäusen Routine, die Anwendung bei Menschen keine Frage des Könnens, sondern des Wollens", sagte der Reproduktionsmediziner. Die Meldungen würden einmal mehr die Vordringlichkeit von Diskussionen und letztendlich Entscheidungen zu diesem Thema unterstreichen. (APA)