Eyes Adrift
(Cooking Vinyl/ Hoanzl)

Foto: Cooking Vinyl/ Hoanzl

Diese gehen die Sache allerdings gemütlich an, findet Christian Schachinger.


Nachdem das Debütalbum dieser Supergroup der US-Alternative-Szene schon im Herbst 2002 in den USA erschienen ist und in Europa nur als Import erhältlich war, kann man die zwölf Songs von Eyes Adrift nun auch hier regulär beziehen. Wenn man von den großen Namen der Beteiligten und ihrer Vergangenheit einmal absieht, immerhin mit ein Grund, warum sich die US-Kritik in ihrer Erwartungshaltung enttäuscht sah: Gitarrist Curt Kirkwood von den großen verkannten Meat Puppets, Bassist Krist Novoselic von den übermächtigen Nirvana und Schlagzeuger Bud Gaugh von den verdienten, Reggae und Ska in ihre Songs einbauenden Altpunks Sublime, allesamt in ihren alten Bands mit Tod und Drogensucht über Gebühr heimgesucht, ist hier fernab aller gängigen Moden eine Songsammlung geglückt, die erst nach mehrmaligem Hören ihre ganze Pracht zu entfalten versteht.

Keine Angst! Hier werden nicht auf Teufel komm raus das Griffbrett poliert und Takte zwischen Frank Zappa und Drum'n'Bass in die Songs gepresst. Mit Ausnahme des gut 16-minütigen Abschlussmonsters Pasted, das nicht nur wegen Kirkwoods oft kippender, hoher Gesangsstimme mit seinen kontrollierten Feedback-Einschüben, zart-bitterem, rumpelndem Akustikgitarren-Country-Folk und hoppertatschigen Breaks an eine Jamsession aus dem Proberaum von Neil Young & Crazy Horse aus den 70er-Jahren erinnert: Gerade weil sich diese Musiker weiß Gott nichts mehr beweisen müssen, ist hier in lockerer Proberaum-Atmosphäre, möglicherweise mit ein paar Selbstgedrehten zwischendurch, eine gelassene, von einem heiteren Grundton durchzogene Laidback-Platte entstanden, die in der heutigen Szene ihresgleichen sucht.

Curt Kirkwood, der mit seinem wegen Heroin mittlerweile versackten Bruder Chris schon mit drei Meat Puppets-Songs auf Nirvanas Unplugged-Album gastierte, bestimmt mit seinem trotz Hardcore- und Hardrock-Vergangenheit (man erinnere sich an grandiose Alben wie II, Huevos oder Too High To Die) immer auch auf melodiös-sanften und verspielten Country und Folk und vor allem auch auf Grateful Dead ausgerichten Songwriting eindeutig die Richtung. Wenn man es so (verstehen) will: Abgesehen von den etwas feisten Rockern Alaska und Telescope ein ideales Album für die Autofahrt im Fließverkehr. Das Gasgeben können die Jungen sowieso besser. Für April wird übrigens ein Österreichkonzert in Aussicht gestellt.
(DER STANDARD, Printausgabe, 14.2.2003)