Darin ist die auf drei Ministerien und in zig kleine und größere Förderinstitutionen zersplitterte Forschungs- und Entwicklungsgemeinde (F&E) bestens geübt, hat sie doch in der Vergangenheit alle Versuche zur Bündelung der knappen Ressourcen erfolgreich abgewehrt. Dem Vernehmen nach kann sich sogar die Initiatorin des einheitlichen Forschungsdachs, Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, einen Umbau der DFTI vorstellen. Offiziell schweigen die schwarz-grünen Koalitionsverhandler eisern, aus den Verhandlungsteams verlautet jedoch, die ÖVP zeige sich beweglich, was die Autonomie der Institutionen betrifft.

Strikte Trennung

Mehr noch: Die im Gehrer-Entwurf vorgesehene Zusammenführung von strategischer Planung und operativer Mittelvergabe in einer aus der Ministerialbürokratie ausgelagerten Gesellschaft sei in den Koordinationspapieren nicht mehr enthalten. Dagegen hatte sich der grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald bereits vor Beginn der Verhandlungen strikt ausgesprochen. Dessen Hauptkritik: Der Gehrer-Entwurf ziele darauf ab, ineffiziente Strukturen abzubauen, baue aber gleichzeitig überdimensionale auf. „Das Dach darf nicht größer werden als die Fonds, also das ganze Haus.“ Und: Die der Fonds FWF (Universitäten) und des gewerblichen FFF sei auf jeden Fall zu erhalten.

Da ein einziges großes Forschungsministerium illusorisch sei, dürfte der kleinste gemeinsame Nenner ein Koordinationsgremium sein, dem Beamte und die Vertreter der Institutionen angehören. Dieses soll sich des „Graubereichs“ annehmen, also der Fonds FWF, FFF, ITF, der Technologie Impulse Gesellschaft, des Büro für internationale Technologiekooperationen (BIT), der Kompetenz- und Impulszentren etc.

Wirtschaftskammer misstrauisch

Grundsätzlich positiv, aber sehr misstrauisch beäugt auch die Wirtschaftskammer die angestrebte Bündelung und Auslagerung der Forschungsagenden aus dem ministeriellen Zugriff. Die Neuordnung müsse sich an der Struktur der Wirtschaft orientieren und dem Potenzial der innovativen Klein- und Mittelbetriebe und Forschungsinstitute Rechnung tragen, heißt es. „Die notwendige Bündelung sollte unter Nutzung intakter operativer Einheiten wie etwa des FFF erfolgen und nicht zur Auflösung funktionierender Strukturen führen“, meinte Markus Beyrer, Leiter der Stabsabteilung Wirtschaftspolitik der Kammer.

Gegen Förderriesen

Heißt auf gut Deutsch: Die Fonds sind tabu, die von der Industriellenvereinigung vorgeschlagene Zusammenlegung von Fonds und anderen Fördertöpfen kommt nicht.

Der frühere Wissenschafts-minister Caspar Einem, nunmehr SPÖ-Europasprecher, kann dem Forschungsdach gar nichts abgewinnen: „Wenn Strategie und Mittelvergabe in einer Gesellschaft zusammengeführt werden, dann wird das eine Art Selbstbedienungsladen für die Industrie, und die Grundlagenforschung kommt unter die Räder.“ Deshalb habe er seinerzeit einen ähnlichen Vorstoß der Industrie nicht umgesetzt. „Es braucht eindeutige politische Entscheidungsstrukturen“, sagte Einem zum STANDARD. Die Vergabe von Forschungsmillionen kann man nicht auslagern. (Luise Ungerböck/DER STANDARD, Printausgabe, 13.2.2003)