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reuters/garanich

Linz - Die außergewöhnlich hohe Intelligenz von Raben konnte nun einmal mehr von den "wissenschaftlichen Nachfahren" von Nobelpreisträger Konrad Lorenz in Grünau im oberösterreichischen Almtal bewiesen werden: Im Rahmen des seit einigen Jahren laufenden "Kolk-Raben Projektes" konnten die schwarzen Vögel des "taktischen Betruges" regelrecht "überführt" werden.

Ein immer wieder zu beobachtendes "Versteck-Plünderer-Spiel" in direktem Zusammenhang mit der Futterbeschaffung sei ein weiterer Beweis für die hohe Intelligenz bei Raben, erklärte der Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle, Dozent Kurt Kotrschal, im Gespräch mit der APA. Die Vögel würden - so der Wissenschafter - das taktische Spiel immer an reichen Futterquellen nach einem bestimmten Muster einsetzen. Beim Ausloten einer möglichen Mahlzeit helfen die gefiederten "Kollegen" aber vorerst noch zusammen.

Späher und Nachhut

Zuerst werden so genannte Späher vorausgeschickt, die dann nach einer gründlichen Überprüfung die "Nachhut" mit bestimmten Lauten verständigen. Auch im Falle einer Nahrungsquelle, an der Gefahr durch "Beutegreifer" - wie etwa Wölfe - besteht, wird akustisch rekrutiert. Hat sich nun die gesamte "Rabenfamilie" bei Tisch eingefunden, setzt ein lebhafter Verkehr ein.

Die Raben reißen Stücke aus der Beute, fliegen damit ein kurzes Stück, um dann ein geeignetes Versteck - meist am Boden - anzulegen. "Diese interessante Konkurrenzstrategie des Anlegens verstreuter Verstecke eröffnet in weiterer Folge die Möglichkeit für andere, diese wiederum zu plündern", erläutert Kotrschal.

Ablenkungsmanöver

Das Nahrungverstecken unter Konkurrenzdruck bildet auch die Bühne für das "Spiel": Der "Verstecker" versucht bewusst - etwa durch gezielt gesetzte Ablenkungsmanöver - Information über seinen Futterplatz zurückzuhalten, während der "Plünderer" geschickt probiert, seine räuberischen Absichten zu verbergen. Dieses Verhalten qualifiziere sich als bisher nur bei Primaten gefundener "taktischer Betrug", erklärte der Experte.

Bemerkenswert sei auch die Tatsache, dass die "Plünderer" die gegnerischen Verstecke zeitverzögert ausräumen: Bevor sie sich über die Beute des Artgenossen hermachen, lassen sie einige Minuten verstreichen und zeigen dabei völliges Desinteresse. Der "Verstecker" glaubt seine Mahlzeit in Sicherheit, erliegt dabei aber einem fatalen Irrtum. "Wird der Räuber aber zu ungeduldig und benimmt sich zu auffällig, so misslingt in den meisten Fällen auch der Beutediebstahl, da der 'Verstecker' dann quasi aus Sicherheitsgründen das Futter verschlingt", so Kotrschal. (APA)