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Die Basilika des heiligen Valentins

Foto: Archiv
Die 100.000-Einwohner-Stadt liegt eine Autostunde nördlich von Rom und hat auf den ersten Blick nichts an sich, was mit der Liebe zu tun hat. Aber Bürgermeister Paolo Raffaelli wird nicht müde, auf die einzigartige Verbindung mit der Liebe hinzuweisen: In Terni liegt das Grab des Heiligen Valentin - des Schutzheiligen der Verliebten. "Capitale dell'amore del mondo", Welthauptstadt der Liebe, nennt er seine Stadt - ziemlich viel Geschäftssinn ist auch dabei.

Jedes Jahr um den 14. Februar pilgern die Verliebten nach Terni in Umbrien. Allein am Sonntag vor dem Valentinstag waren es fast 200 junge Paare aus ganz Italien, die sich in der Valentins-Basilika ein "Liebesversprechen" gaben. Andere nannten es eine "Massenverlobung". Hand in Hand zogen die Paare vor den Glassarg mit den Überresten des Heiligen. Der Schwur ist eher kurz, von "menschlicher Achtung und lebenslanger Treue" ist die Rede. Auch von späterer Ehe.

"Wir wollen uns hier vor den Resten des heiligen Valentin verloben", schwärmt Anita strahlend, während sie die Augen gen Himmel wandern lässt. "Das macht mich unglaublich verliebt." Mit ihrem Freund Luigi ist Anita 800 Kilometer von Sizilien nach Terni gefahren. Dafür singt jetzt auch der Kirchenchor das "Gloria" und Schwaden von Weihrauch ziehen durch die barocke Kirche.

St. Valentin, der Patron der Verliebten, lebte vor gut 1.700 Jahren, war erster Bischof von Terni und wurde der Überlieferung nach von heidnischen Soldaten enthauptet. Den römischen Kaiser hatte unter anderem gestört, dass er eine Christin mit einem heidnischen Soldaten getraut hatte. Angeblich konnte er auch zerstrittene Paare wieder verliebt machen.

"Dass der Valentinstag so beliebt geworden ist, ist ein Glück für uns", sagt Bürgermeister Raffaelli. Natürlich geht es auch ums Geschäft. Seitdem in der Stadt 120 Kilometer nördlich von Rom die Stahlindustrie darnieder liegt, ist die Arbeitslosigkeit höher als irgendwo sonst in der Provinz Umbrien.

Der Bürgermeister, der früher einmal Wirtschaftswissenschaft studierte, hat die Stadt von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt: Im Rathaus werden Schokoladenherzen in rotem Glitzerpapier verkauft und die Fenster der Blumengeschäfte, die es in Terni an jeder Ecke gibt, schwimmen in roten Rosen. Und das Stadttheater hat Liebesoperetten reihenweise ins Programm genommen - unter anderem "Die lustige Witwe" von Franz Lehár. Auch die italienische Telecom ist mit im Geschäft, auf Plakaten preist sie sich als "offizieller Sponsor der Gefühle".

Natürlich bestreitet Bürgermeister Raffaelli, dass es auch noch andere Städte in der Welt gibt, die Anspruch auf den Heiligen Valentin haben. So etwa das schwäbische Krumbach. "Va bene", sagt er wegwerfend. "Die haben höchstens ein paar Reliquien. Aber wir haben den ganzen Heiligen Valentin. Das hat uns ein Historiker bestätigt, den wir beauftragt haben."

Trotz aller Mühe: Der ideale Ort für Verliebte ist Terni noch immer nicht. Anita und Luigi steigen wie die meisten anderen Paare gleich nach dem Liebesschwur wieder ins Auto. Nur weg von Terni. "Unsere Stadt muss noch gemütlicher und romantisch werden", meint selbst Bürgermeister Raffaelli.(APA)